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UBS-Ökonom wird in China zum Buhmann gemacht

nh - Wenn angelsächsischer Wortwitz mit kulturellen und patriotischen Empfindlichkeiten in China zusammenprallt, kann selbst die trockene Interpretation von Inflationsdaten gewaltige Sprengkraft entfalten. Sie drohen der bislang glänzenden Karriere...

UBS-Ökonom wird in China zum Buhmann gemacht

nh – Wenn angelsächsischer Wortwitz mit kulturellen und patriotischen Empfindlichkeiten in China zusammenprallt, kann selbst die trockene Interpretation von Inflationsdaten gewaltige Sprengkraft entfalten. Sie drohen der bislang glänzenden Karriere des globalen Chefökonomen der UBS-Vermögensverwaltungssparte, Paul Donovan (47), ein jähes Ende zu bereiten und gleichzeitig einen Schatten auf das China-Geschäft der schweizerischen Großbank zu werfen.Donovan hatte in einem seiner in der Finanzgemeinde stark beachteten täglichen Morgenkommentare eine unglückliche Wortwahl bei der Interpretation chinesischer Inflationsdaten und den von einer landesweiten Schweinepest mitverursachten Lebensmittelpreisanstieg getroffen. Donovan ging es in seinem Podcast darum, die Bedeutung der chinesischen Preisdaten für die globale Inflationsentwicklung herunterzuspielen, was er in drei markigen Sätzen ausdrückte: “It matters if you are a Chinese pig. It matters if you like eating pork in China. It does not really matter to the rest of the world.”Als verhängnisvoll erweist sich, dass die nach angelsächsischem Sprachverständnis nicht zwangsläufig beleidigenden Sentenzen bei der Übersetzung ins Chinesische eine brisantere Wirkung entfalten. Dies allein schon weil die Formulierung “if you are a pig” nicht zwangsläufig auf das Schwein als Tier, sondern eher den Menschen als Schwein bezogen wird. In China haben diese Äußerungen einen gewaltigen Entrüstungssturm ausgelöst, dessen Konsequenzen noch nicht ganz absehbar sind.Die UBS hatte nach dem ersten “Shitstorm” in sozialen Netzwerken rasch eine persönliche Entschuldigung Donovans für einen “kulturell äußerst unsensiblen Sprachgebrauch” verbreitet und den Podcast zurückgezogen. Nach einer Schimpflawine in chinesischen Zeitungskommentaren, die die Äußerungen als eindeutig rassistisch werten und weitreichende personelle Konsequenzen fordern, wurde Donovan dann einstweilig suspendiert.Der Eklat kommt aus Sicht der UBS zu einem ungünstigeren Zeitpunkt. Sie erhielt als erste ausländische Bankadresse die Freigabe, für ihr chinesisches Joint Venture UBS Securities in eine Mehrheitsposition zu gehen, und hat Ambitionen für eine starke Ausdehnung des Kapitalmarktgeschäfts vor Ort. Nun spürt man allerdings bereits Gegenwind, nachdem einige chinesische Broker die UBS offen angefeindet haben und mit einem Abbruch von Geschäftsbeziehungen drohen. Am Montag erklärte der chinesische Eisenbahntechnikriese CRCC, dass man der UBS das Mandat für die Begleitung einer Bondemission entzogen habe. Die Entscheidung des chinesischen Staatsunternehmens darf als Warnsignal aus Peking verstanden werden. Die Suspendierung Donovans lässt zwar zunächst sein künftiges Beschäftigungsverhältnis bei der UBS offen, aber für die Glättung der Wogen im chinesischen Markt wird sich die Bank wahrscheinlich für ein Bauernopfer entscheiden.