Ueda warnt vor zu später Normalisierung der Geldpolitik
Ueda deutet Kurswechsel an
Japans Notenbankchef warnt vor zu später Normalisierung der Geldpolitik – Finanzmarkt erwartet baldige Änderungen
Noch hält Japans Notenbank (BoJ) am bisherigen geldpolitischen Kurs fest. Bei seiner ersten Pressekonferenz stimmt der neue Gouverneur der BoJ, Kazuo Ueda, die Finanzmärkte jedoch auf ein Ende der expansiven Geldpolitik ein. Marktbeobachter rechnen damit bereits in den kommenden Monaten.
mf Tokio
Bei seiner ersten Pressekonferenz hat Kazuo Ueda, der neue Gouverneur der Bank of Japan (BoJ), erneut die Erwartungen einer schnellen Straffung der Geldpolitik enttäuscht. Die gegenwärtige Niedrigzinspolitik und die Steuerung der Zinskurve seien „angemessen“, erklärte der 71-Jährige zum Amtsantritt am Montag. Sein Vorgänger Haruhiko Kuroda ging nach zwei fünfjährigen Perioden in Pension.
Bisherige Aussagen von Ueda signalisierten, dass er die expansive Geldpolitik von Kuroda fortsetzen will. Doch nun warnte er vor der Gefahr einer zu späten Normalisierung. „Wenn die BoJ plötzlich feststellt, dass die Inflation stabil und nachhaltig bei 2% liegen wird, und eine Normalisierung beschließt, müsste sie sehr große politische Anpassungen vornehmen“, sagte Ueda. „Das wird zu großen Störungen in der Wirtschaft und auf den Märkten führen, so dass es wichtig ist, präventive und angemessene Entscheidungen zu treffen.“
Über die Hälfte von 108 befragten Marktteilnehmern rechnet damit, dass die BoJ die Steuerung der Zinskurve spätestens bis Juni ändern oder aufgeben wird. Diese sehr konkrete Erwartung könnte unerfüllt bleiben. Jede „größere“ Überarbeitung dieser Politik sollte auf den Fundamentaldaten der Wirtschafts-, Inflations- und Finanzbedingungen beruhen, sagte Ueda, und nicht nur unter dem Gesichtspunkt des Funktionierens der Märkte getroffen werden. Derzeit hält die BoJ die 10-jährige Rendite durch gezielte Anleihekäufe unter 0,5%.
Kurskorrektur auf mittlere Sicht
Dennoch hielt sich der neue Gouverneur die Möglichkeit einer Revision offen. Aufgrund von Nebenwirkungen könnte es notwendig sein, nach einem nachhaltigeren Rahmen für die geldpolitische Lockerung zu suchen. Beim ersten Treffen mit den übrigen Mitgliedern des Lenkungsrats will er über eine grundsätzliche Untersuchung der bisherigen Geldpolitik sprechen. Auf mittlere Sicht deutet sich damit doch eine Kurskorrektur an.
Ueda tritt ein schwieriges Erbe an. Sein Vorgänger pumpte die Bilanzsumme der Zentralbank in zehn Amtsjahren um das Vierfache auf 130% des Bruttoinlandsprodukts. Über die Hälfte der Staatsschulden wanderte auf die Konten der BoJ. Ein übereilter Kurswechsel droht Verwerfungen an den Finanzmärkten auszulösen. Kuroda gab seine ultraexpansive Geldpolitik selbst dann nicht auf, als die westlichen Notenbanken ihre Leitzinsen nach oben schraubten. In der Folge fiel der Yen auf ein 50-Jahres-Tief, was zusammen mit höheren Rohstoff- und Materialpreisen die Inflationsrate auf über 4% trieb.
Das Inflationsziel der japanischen Notenbank beträgt nur 2%, aber es soll nachhaltig sein, das heißt, von steigenden Löhnen unterstützt sein. Gouverneur Ueda erklärte, dass „die zugrunde liegende Inflation ein wenig nach oben tendiert“, aber er sagte auch, dass er „gerne einen etwas höheren Anstieg“ hätte. Die bisherigen hohen Lohnabschlüsse nannte er „positive Entwicklungen“. Jedoch müsse man genau beobachten, ob sie sich als dauerhafter Trend durchsetzen. Außerdem sei die Zielrate von 2% wahrscheinlich nicht stabil zu erreichen, solange sich die derzeit negative Produktionslücke nicht nach oben bewege. Eine negative Lücke beschreibt, dass die Wirtschaft ihre Kapazität nicht auslastet.