NOTIERT IN NEW YORK

Umgestürzte Strommasten und andere Kollateralschäden

Der zu Ende gehende New Yorker Sommer war zwar ausgesprochen niederschlagsreich. Die noch bis Ende Oktober laufende Sturmsaison 2013 brachte bislang bei überwiegend geringen Windgeschwindigkeiten aber noch keine mehrtägigen Stromausfälle, die viele...

Umgestürzte Strommasten und andere Kollateralschäden

Der zu Ende gehende New Yorker Sommer war zwar ausgesprochen niederschlagsreich. Die noch bis Ende Oktober laufende Sturmsaison 2013 brachte bislang bei überwiegend geringen Windgeschwindigkeiten aber noch keine mehrtägigen Stromausfälle, die viele Menschen in der Region allein in den vergangenen zwei Jahren bereits viermal erleben durften. Das bedeutet indes nicht, dass das dicke Ende dieses Jahr ausbleibt. Die Wetterexperten der National Oceanic and Atmospheric Administration rechnen aufgrund des feuchtwarmen Sommers mit einer “extrem aktiven Sturmsaison”, die noch drei bis fünf “schwere Hurrikans” hervorbringen dürfte.Um bei den anstehenden Stürmen besser gewappnet zu sein als zuletzt, haben die Stromgesellschaften in New York, New Jersey und Connecticut in den vergangenen Monaten zumindest auf den wichtigsten Trassen rund um die Holzmasten und die an ihnen verlegten Oberleitungen angeschlagene Bäume gefällt. So soll zumindest die Zahl der Schäden beim nächsten Unwetter reduziert und damit die Wiederherstellung des Stromnetzes beschleunigt werden. Wie anfällig das Netz dennoch geblieben ist, hat sich derweil vergangene Woche auf Long Island gezeigt. Ein Mitarbeiter des öffentlichen Nahverkehrsbetreibers Metropolitan Transportation Authority (MTA) riss in der Nähe seines Hauses mit einem Kranwagen gleich zwölf Holzpfeiler nieder und kappte damit für mehr als 6 000 Menschen über Stunden die Stromleitung. Einige hundert Haushalte waren sogar erst einen ganzen Tag später wieder am Netz. Wie die “New York Times” berichtet, hatte der langjährige MTA-Angestellte Betriebsmittel stehlen wollen, die nicht in sein kleineres Privatfahrzeug passten, und hatte sich deshalb auch noch den Kranwagen “geliehen”.Ohne die nötige Erfahrung, ein solches Ungetüm durch ein enges Wohnviertel zu navigieren, zerstörte er neben zahlreichen Strommasten auch Verkehrsschilder, Ampeln und beschädigte mehrere Häuser. Dass allein der Schaden eines Kranwagens so lange Reparaturzeiten nach sich zieht, deutet indes an, dass auch bei den kommenden Hurrikans wieder mit mehrtägigen Ausfällen des Stromnetzes zu rechnen ist, urteilen Experten. Das altertümlich anmutende Netz auf Long Island gilt noch immer als eines der anfälligsten im ganzen Land. *Altertümlich oder gar vorsintflutlich mutet auch das Vorgehen der New Yorker Polizei im Rahmen der internen Richtlinie “Stop and Frisk” an. Diese erlaubt es den Polizisten, Passanten ohne konkreten Anfangsverdacht auf der Straße festzuhalten und anschließend zu durchsuchen. Kritiker echauffieren sich nicht nur darüber, dass New Yorker Bürger hierbei ohne konkreten Anlass in ihrem Alltag unterbrochen und einer erniedrigenden Polizeiabtastung unterzogen werden. Im Zentrum der Kritik steht vor allem, dass die Gesetzeshüter bei der Auswahl der zu überprüfenden Personen nach rassistischen Stereotypen vorgehen. So wurden in New York in den Jahren 2004 bis 2012 über 4 Millionen Menschen angehalten und durchsucht. Rund 2,3 Millionen davon waren Afroamerikaner und nur 0,44 Millionen hellhäutig. Bei Letzteren war die Trefferquote mit einer Verhaftung auf 27 Überprüfungen übrigens am höchsten, während bei Afroamerikanern nur jede 143. Durchsuchung strafrechtlich Relevantes zutage förderte. Bei ihnen war der Kollateralschaden gegen unbescholtene Bürger damit deutlich höher.Nun deutet sich an, dass der Sturm der Kritik die Polizei zumindest ein wenig vorsichtiger gemacht hat. Insgesamt haben sich die Stop-and-Frisk-Überprüfungen im zweiten Quartal auf 58 000 mehr als halbiert. New Yorks Polizeisprecher betonte indes, dies sei keine Reaktion auf die Kritik, sondern besserem Training der Polizisten zu verdanken. Überhaupt würden diese nur dann jemanden anhalten, wenn er verdächtig wirke. Eine New Yorker Richterin sah dies in ihrem jüngsten Urteil anders. Die Polizeipolitik diskriminiere die Bürgerrechte von Minderheiten und müsse künftig von einem unabhängigen Außenstehenden überwacht werden. Die Stadt hat bereits Einspruch eingelegt. Sie fühlt sich offenbar zu Unrecht verdächtigt.