Umstrittene Kandidatin für die Fed
det – Im Februar hatten skeptische Republikaner der Berufung Judy Sheltons (65) in den Vorstand der US-Notenbank einen Riegel vorgeschoben und ihre Ambitionen, auf die Geldpolitik der Fed einzuwirken, scheinbar begraben. Nun aber könnte die Beraterin von US-Präsident Donald Trump, seinerzeit eine heftige Kritikerin der Fed, die sich zudem für die Wiedereinführung des Goldstandards aussprach, eine zweite Chance bekommen, ins Direktorium der Zentralbank aufzusteigen. Laut Reuters wird allerdings der von Republikanern kontrollierte Bankenausschuss im Senat nun doch nicht am 5. Mai wie ursprünglich geplant über ihre Nominierung abstimmen. Wie so häufig bei Personalentscheidungen des US-Präsidenten scheinen Kompetenz und fachliche Eignung bestenfalls eine untergeordnete Rolle gespielt zu haben. Nachdem sie an der University of Utah promovierte, arbeitete Shelton zehn Jahre lang bei der Hoover Institution, einem der Stanford University in Kalifornien angegliederten Thinktank. 1996 beriet sie den republikanischen Präsidentschaftskandidaten Bob Dole, und 20 Jahre danach stand sie im Dienst des Kandidaten Ben Carson, der heute Wohnbauminister unter Trump ist. Im Juli 2019 belohnte Trump sie mit der Nominierung für einen von zwei freien Sitzen im Fed-Vorstand für das überschwängliche Lob in einer Zeitungskolumne.In Fachkreisen ist Shelton wegen einer Eigenschaft bekannt, die auch den Präsidenten auszeichnet: ihr ständiges Wanken zwischen völlig gegensätzlichen Positionen. So übte sie scharfe Kritik an der Niedrigzinspolitik unter der früheren Notenbankchefin Janet Yellen. Yellen wolle damit lediglich die politische Agenda des damaligen Präsidenten Barack Obama fördern, monierte Shelton. Als aber Trump begann, Druck auf die Notenbank auszuüben, und Zinssenkungen forderte, um die Wirtschaft anzukurbeln, war Shelton plötzlich an Bord.Ebenso umstritten war seinerzeit ihre Überzeugung, dass die Fed erwägen solle, den Kurs der US-Valuta zu drücken, um die Wettbewerbsfähigkeit der US-Exportwirtschaft zu verbessern. Richtig Wellen schlug die Trump-Vertraute aber, als sie sich für eine Wiedereinführung des Goldstandards aussprach. Sowohl diese Position als auch die Überzeugung, dass die Notenbank den Dollar manipulieren könne, hat sie zwischenzeitlich wieder aufgegeben. Damit dürfte ihr die Unterstützung jener zwei republikanischen Senatoren sicher sein, die bisher gezaudert hatten. Sowohl im Bankenausschuss als auch im Plenum des Senats ist lediglich eine einfache Mehrheit erforderlich, um Shelton zu bestätigen, und diese könnte damit in greifbare Nähe gerückt sein.