NOTIERT IN PARIS

Und steigt und steigt und steigt

Es scheint nur noch eine Frage der Zeit zu sein, bis die Immobilienpreise in Paris die symbolische Marke von 10 000 Euro überschreiten werden. So kostete der Quadratmeter in einem der 20 von der ringförmigen Stadtautobahn umgebenen Arrondissements...

Und steigt und steigt und steigt

Es scheint nur noch eine Frage der Zeit zu sein, bis die Immobilienpreise in Paris die symbolische Marke von 10 000 Euro überschreiten werden. So kostete der Quadratmeter in einem der 20 von der ringförmigen Stadtautobahn umgebenen Arrondissements im Juli im Durchschnitt 9 360 Euro, 6,1 % mehr als ein Jahr zuvor. Im November dürfte der Durchschnittspreis in der französischen Hauptstadt auf 9 570 Euro steigen, erwartet die Notarsvereinigung. Das ergebe sich aus den bereits geschlossenen Vorverträgen.Den Preisanstieg hat die Immobilienbranche auch dem Brexit sowie den von Präsident Emmanuel Macron seit seinem Amtsantritt beschlossenen Steuererleichterungen und Reformen zu verdanken. Denn ausländische Käufer und früher ins Ausland abgewanderte Franzosen investieren deshalb inzwischen wieder in Paris. Macrons Strategie zur Steigerung der Attraktivität Frankreichs wirkt: Laut einer kürzlich von der Unternehmensberatung Sia Partners veröffentlichten Studie wollen Banken und andere Akteure des Finanzsektors 2 482 Stellen von London nach Paris verlagern, nach Frankfurt dagegen nur 1 946.Wegen der mit dem Brexit verbundenen Unsicherheiten setzen inzwischen auch immer mehr Millionäre auf die französische Hauptstadt. Sie hat deshalb jetzt erstmals London als die Metropole in Europa mit den meisten ultrareichen Einwohnern abgelöst. So kam Paris in einer Studie von Welth X mit mehr als 3 900 Einwohnern mit einem Vermögen von mehr als 30 Mill. Dollar weltweit auf Platz 5 der bei Reichen beliebtesten Städte und überflügelte damit zum ersten Mal seit 2012 London. Angeführt wird die Rangliste von Hongkong, New York, Tokio und Los Angeles. Während die ultrareiche Bevölkerung in Paris mit 17,7 % überdurchschnittlich stark stieg, legte sie in London “nur” um 10,1 % zu.Entsprechend boomt der Markt für Luxus-Immobilien in Paris. So sind die Verkäufe hochwertiger Objekte, die mehr als 1 Mill. Euro kosten, nach Angaben der Immobilienmakler Barnes und Warburg im letzten Jahr um 25 % gestiegen. Gleichzeitig haben die Preise für solche Luxus-Immobilien im Schnitt um 10 % zugelegt. Laut einer von Knight Frank jährlich erstellten Rangliste der Städte, in denen Käufer von Luxusimmobilien am meisten Geld für Wohnfläche ausgeben müssen, bekamen Investoren in der französischen Hauptstadt im zweiten Quartal für 1 Mill. Dollar 46 Quadratmeter. In Monaco bekamen sie dagegen für dieselbe Summe gerade mal 16 Quadratmeter, in Hong Kong 22 und in London 29.Die teuerste Gegend ist derzeit das zwischen dem Musée d’Orsay und dem Luxus-Kaufhaus Le Bon Marché im siebten Arrondissement gelegene Viertel Saint-Thomas-d’Aquin mit einem durchschnittlichen Quadratmeterpreis von 16 360 Euro, gefolgt von dem einstigen Künstlerviertel Saint-Germain-des-Prés im sechsten Arrondissement mit 15 320 Euro und dem Invaliden-Viertel mit 14 780 Euro. Alle drei Viertel liegen auf der sogenannten Rive Gauche.In einigen Arrondissements von Paris wie dem achten, in dem die Champs-Élysée liegen, entfällt bis zu ein Drittel der Transaktionen auf ausländische Käufer und Franzosen, die im Ausland leben. Barnes-Chef Richard Tzipine spricht sogar von einer massenhaften Rückkehr von ins Ausland abgewanderten Franzosen, die wegen des Brexit und des wieder erstarkten Wirtschaftswachstums in Frankreich nun wieder in ihrer Heimat investieren wollen. Es gebe ein wiedererstarktes Interesse, berichtet auch Steuerexpertin Corinne Dadi von der Anwaltskanzlei Stehlin. Früher habe sie viele Auswanderungen organisiert, doch seit Macrons Amtsantritt helfe sie verstärkt dabei, die Rückkehr nach Frankreich zu organisieren.Der Appetit reicher Investoren für Luxusimmobilien in Paris zeigt sich auch am Rekord an Blitzverkäufen, die Barnes 2017 verbuchte. So fand der Immobilienmakler für 74 Objekte in weniger als einer Woche Käufer, obwohl diese 1 bis 3 Mill. Euro kosteten. Dazu gehörte etwa eine 149 Quadratmeter große, 2,1 Mill. Euro teure Wohnung in der Rue Rambuteau im dritten Arrondissement und ein 223 Quadratmeter großes, 3,1 Mill. Euro teures Appartement in der Rue Raymond Poincaré im 16. Arrondissement.