Außenhandel

Unerwartetes Exportplus im April

Die deutschen Exporteure sind mit einem unerwarteten Plus ins zweite Quartal gestartet. Allerdings ist das nur eine Fortsetzung des Zickzack-Kurses und die Aussichten bleiben durchwachsen.

Unerwartetes Exportplus im April

Unerwartetes Exportplus im April

Ausfuhren klettern um 1,2 Prozent – Größere Nachfrage aus EU, USA und China – Handelsüberschuss steigt

ba Frankfurt

Die deutschen Exporteure sind mit einem unerwarteten Plus ins zweite Quartal gestartet. Der starke Rückgang des Vormonats konnte dadurch allerdings noch nicht ausgeglichen werden, und die Aussichten bleiben bescheiden. Der Außenhandel wird seiner Funktion als Wachstumsmotor trotz der wieder reibungsloser laufenden Lieferketten weiter nicht nachkommen. Denn die beiden wichtigsten Handelspartner – die USA und China – schwächeln, und die beispiellosen Leitzinserhöhungen der großen Notenbanken werden im weiteren Jahresverlauf die globale Nachfrage spürbar dämpfen.

Laut Statistischem Bundesamt (Destatis) wurden im April kalender- und saisonbereinigt Waren im Wert von 130,4 Mrd. Euro exportiert. Das sind 1,2% mehr als im Vormonat. Ökonomen hatten nach dem Einbruch um 6,0% im März einen erneuten Rückgang erwartet, und zwar um 2,5%. Auch bei den Importen wurden die Experten auf dem falschen Fuß erwischt: Die nach Deutschland eingeführten Waren im Wert von 112,0 Mrd. Euro lagen um 1,7% unter dem Niveau des Vormonats. Die Prognosen hatten bei –1,0% gelegen. Damit hat sich der Außenhandelsbilanzüberschuss, für den Deutschland in der Vergangenheit vor allem von den USA oft heftig kritisiert worden war, im April auf 18,4 Mrd. Euro ausgeweitet. Im März 2023 hatte der kalender- und saisonbereinigte Saldo der Außenhandelsstatistik bei +14,9 Mrd. Euro gelegen, im April 2022 bei +3,6 Mrd. Euro. Im Jahresvergleich kletterten die Exporte um 1,5%, während die Importe um 10,3% sanken. „Gestiegene Preise, als Folge der Inflationsbekämpfung, heben das Plus auf“, mahnte Dirk Jandura, Präsident des Außenhandelsverbandes BGA: „Die Lage scheint also besser, als sie tatsächlich ist.“ 

Aussichten „durchwachsen“

Ökonomen äußerten sich in ihren Kommentaren eher skeptisch. Dass der Handelsbilanzüberschuss wegen des Importrückgangs „immerhin positiv“ geblieben war, dämpfe Absturzsorgen beim Wirtschaftswachstum, schreibt Alexander Krüger, Chefvolkswirt der Privatbank Hauck Aufhäuser Lampe. Die hiesige Wirtschaft war vor allem wegen des mauen Privatkonsums im Winterhalbjahr durch die zwei aufeinanderfolgenden Quartale mit einem schrumpfenden Bruttoinlandsprodukt (BIP) per Definition in eine technische Rezession gerutscht. Der Außenhandel hatte zum Jahresstart noch einen positiven Impuls gegeben, die Aussichten aber seien durchwachsen, mahnt Krüger: „Absehbar abnehmende Impulse aus China und den USA hellen den Exportblick nicht gerade auf.“ Auch der Rückgang der Exporterwartungen lasse aufhorchen. Im Mai war das entsprechende vom Ifo-Institut erhobene Barometer um 4,7 auf 1,8 Punkte gefallen. „Die weltweiten Zinserhöhungen schlagen langsam auf die Nachfrage durch“, kommentierte dazu Klaus Wohlrabe, Leiter der Ifo-Umfragen. „Der deutschen Exportwirtschaft fehlt die Dynamik.“

„Spannungen in den Lieferketten, eine stärker fragmentierte Weltwirtschaft und die Tatsache, dass China zunehmend in der Lage ist, Waren, die es früher in Deutschland gekauft hat, selbst zu produzieren, sind alles Faktoren, die die deutschen Exporte belasten“, betonte ING-Chefökonom Carsten Brzeski. Zugleich bleibe aber die Importabhängigkeit Deutschlands von China hoch, „da die Energiewende ohne chinesische Rohstoffe oder Solarpaneele derzeit nicht möglich ist“. Die meisten Importe kamen im April denn auch aus der Volksrepublik – der Warenwert der Einfuhren von 12,9 Mrd. Euro lag 1,9% über dem Märzwert.

Hauptabnehmerland deutscher Waren blieben auch im April die Vereinigten Staaten: Die Warenexporte im Wert von 13,1 Mrd. Euro bedeuten ein Plus von 4,7%. Die Ausfuhren nach China stiegen um 10,1% auf 8,5 Mrd. Euro, während die Exporte in das Vereinigte Königreich um 5,2% auf 6,1 Mrd. Euro sanken. In die Staaten außerhalb der EU, die sogenannten Drittstaaten, wurden insgesamt Waren im Wert von 59,0 Mrd. Euro exportiert, das sind 2,4% weniger als im Vormonat. Die Ausfuhren in die Länder der Europäischen Union wiederum stiegen um 4,5% auf 71,4 Mrd. Euro, in die Länder des gemeinsamen Währungsraums gingen Waren im Wert von 49,9 Mrd. Euro, ein Zuwachs um 4,4%.

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