TAUZIEHEN UM ZYPERN-RETTUNG

Unmut der Bürger gefährdet die Fortexistenz der Eurozone

Ökonomen: Politik drückt sich vor der Wahrheit

Unmut der Bürger gefährdet die Fortexistenz der Eurozone

lz Frankfurt – Der zunehmende Unmut der Bevölkerung in den Gläubiger- und Krisenländern der Eurozone gegen die bisherige Rettungspolitik macht Ökonomen zunehmend Sorgen. Der Widerstand der Bürger könnte schließlich zum einen die Rettungsaktionen torpedieren, wie das derzeit bei Zypern der Fall ist, oder die Arbeiten an einer Fiskal- und Bankenunion unterminieren, die ohne Mechanismen von Finanztransfers nicht vorstellbar sind.Von daher zeigten sich auch die Analysten von Feri Eurorating und vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) eher zurückhaltend, was die Zukunftsaussichten der Währungsunion angeht. Der Vorstandsvorsitzende von Feri Eurorating Services, Tobias Schmidt, äußerte sich in Frankfurt bei der Vorstellung neuer Prognosen zum Euroraum zwar durchaus angetan hinsichtlich der Fortschritte der Euro-Krisenländer bei der Wettbewerbsfähigkeit, gleichzeitig aber mahnte er mit Blick auf Deutschland, die Bevölkerung stärker von der Notwendigkeit von Finanztransfers zu überzeugen.”Wenn die Deutschen an der Währungsunion festhalten wollen, weil sie davon auch am meisten profitieren, wird das nicht ohne eine deutlich größere finanzielle Beteiligung gehen”, sagte er. Das Geld müsse vor allem genutzt werden, um die nationalen Maßnahmen in den Krisenländern zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit zu unterstützen und die Staaten damit in die Lage zu versetzen, ihre hohe Verschuldung und die vereinbarten Konsolidierungsmaßnahmen tragen zu können.Denn bislang seien die Fortschritte bei der Leistungsbilanzverbesserung hauptsächlich durch die Kontraktion der Nachfrage entstanden. Bei einer Wirtschaftsstruktur, die mehr auf Dienstleistungen als auf Produktion beruht, sei es schließlich viel schwieriger, Produktivitätsgewinne zu erzielen. Die derzeitige “Armutsanpassung” sei politisch nicht für noch eine längere Zeit tragbar ohne irgendwelche positiven Perspektiven, warnte er. Finnlands VersuchungZEW-Ökonom Friedrich Heinemann sieht zwar ebenfalls einige Fortschritte bei der Anpassung der Leistungsbilanzen und bei der Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit und hob vor allem das Versprechen von EZB-Chef Mario Draghi hervor, alles zum Erhalt des Euroraums tun zu wollen, was die Finanzmärkte kalmiert habe. Doch sei nicht geklärt, wie man die Bürger von den notwendigen Maßnahmen überzeugen könne. Derzeit drücke sich die Politik noch vor der Wahrheit und verstecke die sich auftürmenden Lasten “in der EZB-Bilanz” mit weiteren negativen Folgen. Heinemann: “Das ist traurig, aber wahr – den Finanzmärkten indes ist das egal. Es stoppt immerhin die Vertrauenskrise.”Und was tun, wenn die die Bürger einiger Euro-Staaten nicht mehr mitmachen wollen? Heinemann thematisiert einen möglichen Austritt Finnlands aus der Eurozone. Würde das Land den Kurs seiner dann nationalen Währung nach Schweizer Vorbild an den Euro-Kurs koppeln, wäre dieser Schritt unter Kosten-Nutzen-Erwägungen sogar nachvollziehbar.