Unsicherheit über Japans Geldpolitik wächst

Angeblich Wechsel des Fokus zum Leitzins

Unsicherheit über Japans Geldpolitik wächst

mf Tokio – Vor dem Treffen des geldpolitischen Rats der Bank of Japan am kommenden Dienstag und Mittwoch wächst die Nervosität am Finanzmarkt. Die japanische Notenbank hatte nach ihrem letzten Treffen eine Überprüfung ihrer Geldpolitik angekündigt. In den folgenden Wochen machten Gouverneur Haruhiko Kuroda und andere Notenbanker mehrmals Andeutungen, in welche Richtung die Bank of Japan weiterlaufen werde. Eine Botschaft von Kuroda war, dass der Umfang der Wertpapierkäufe von derzeit jährlich 80 Bill. Yen (696 Mrd. Euro) unverändert bleibe. Zwar hätten negative Zinsen unerwünschte Nebeneffekte, so die zweite Botschaft von Kuroda, aber das Wohl der Wirtschaft habe Vorrang vor dem Wohl der Banken. Uneins bei WertpapierkäufenSeit Anfang Februar wird eine Strafgebühr von 0,1 % auf einige Überschussreserven der Geschäftsbanken bei der Zentralbank erhoben. Danach hatte der Lenkungsrat mehrfach erklärt, die Wirkung des Strafzinses auf die Wirtschaft abwarten zu wollen. Nun soll sich die Zentralbank nach einem Bericht der Finanzzeitung “Nikkei” entschieden haben, die Zinsrate tiefer in negatives Territorium zu senken. Das Ziel sei es, die Zinskurve am superlangen Ende zu drücken. Zugleich scheinen die Notenbanker sich laut “Wall Street Journal” nicht einig zu sein, ob die Wertpapierkäufe flexibilisiert werden müssen. Dabei geht es auch um die Frage, ob die Bank of Japan das Erreichen ihres Inflationsziels von 2 % verschiebt oder das Ziel selbst senkt.Die Berichte lösten unterschiedliche Reaktionen aus. Einige Beobachter vermuten, die Bank of Japan wolle den Fokus ihrer Geldpolitik von der Geldbasis zum Leitzins verschieben, weil es bald nicht mehr genügend Anleihen für die geplanten Käufe am Markt geben werde. Zugleich wollten die Notenbanker mit der Betonung des Leitzinses deutlich machen, dass sie sich den Kritikern des Negativzinses in Banken und Lebensversicherungen nicht beugen wollen. Eine zweite Gruppe von Analysten wiederum befürchtet einen Ausverkauf bei Anleihen. Der Finanzmarkt könnte den Richtungswechsel zum Zins als Signal verstehen, dass die Anleihen-Käufe verringert oder flexibilisiert würden. Der japanische Finanzmarkt könnte dann ähnlich kräftig reagieren wie der US-Finanzmarkt nach der ersten Tapering-Ankündigung des Federal Reserve Board, die Anleihen-Käufe herunterzufahren.Vor dem Treffen der Währungshüter verschärfte sich auch die politische Diskussion. Der Regierungsberater Yasutoshi Nishimura empfahl eine Ausweitung der Negativzinsen. Davon würden die Kreditinstitute profitieren, weil mehr Kredite aufgenommen würden. Nach Ansicht von Nishimura dürften langfristig auch die Investitionen anziehen und der Konsum dadurch beflügelt werden. Der Protest aus Finanzkreisen ließ nicht lange auf sich warten. “Negative Zinsen lassen die Gewinne von Finanzhäusern schrumpfen”, klagte Akio Negishi, Chairman des Verbandes der Lebensversicherungen. Zuvor hatte der Vorsitzende des Bankenverbandes, Takeshi Kunibe, gewarnt, die Geldhäuser könnten bei einer Verschärfung des Strafzinses die Kosten auf die Kunden abwälzen. Genau diese widersprüchlichen Einschätzungen werden die interne Diskussion der Währungshüter dominieren.