NOTIERT IN BERLIN

Unter den Linden war einmal

Mit großer Grandezza hatte die Deutsche Bank in Berlin im April 1997 ihren Sitz im grundsanierten historischen Gebäude mit der eleganten Adresse "Unter den Linden 13-15" genommen. Es war noch Vorstandschef Hilmar Kopper, der das Gebäude in seiner...

Unter den Linden war einmal

Mit großer Grandezza hatte die Deutsche Bank in Berlin im April 1997 ihren Sitz im grundsanierten historischen Gebäude mit der eleganten Adresse “Unter den Linden 13-15” genommen. Es war noch Vorstandschef Hilmar Kopper, der das Gebäude in seiner letzten öffentlichen Rede in diesem Amt in einem Festakt würdigte. Er sprach von “Heimkehr”, denn 1870 war das Institut in Berlin gegründet worden. Nun hat die Deutsche Bank den Gebäudekomplex an eine Gruppe privater Investoren in einer Sale-and-Lease-back-Transaktion unter der Führung von Caleus Capital Investors verkauft. Angaben zum Kaufpreis wurden nicht gemacht. Die Bank hat Caleus zufolge mit den Erwerbern einen langfristigen Mietvertrag abgeschlossen, bleibt also dort. Caleus gibt lediglich an, bis dato ein Transaktionsvolumen von knapp 1,5 Mrd. Euro auf dem Gewerbe- und Wohnimmobilienmarkt in Deutschland realisiert zu haben.Die Wiege der Bank stand allerdings nicht im Carré des Boulevards “Unter den Linden”, Charlottenstraße und Behrenstraße. Aber den alten Stammsitz in der nicht weit gelegenen Mauerstraße im alten Berliner Bankenviertel, wo lange der Sitz des Vorstands war, konnte die Bank nach der Wende und dem Ende der DDR nicht wieder erwerben. Gleichwohl atmete auch der Bau “Unter den Linden” immer Geld. 1900 entstanden, hatte die Disconto-Gesellschaft dort ihren Sitz. Sie wurde 1929 mit der Deutschen Bank, der Rheinischen Creditbank und dem A. Schaaffhausen’schen Bankverein zunächst zur Deutschen Bank und Disconto-Gesellschaft verschmolzen und von 1937 an nur noch als Deutsche Bank geführt.Für Berlin und auch für den Bund war die Investitionsentscheidung der Deutschen Bank in Berlin knapp eine Dekade nach der Wende ein echtes Aufbruchsignal. Die Bank hatte den Gebäudekomplex, der aus zwei Teilen besteht, für 320 Mill. DM gekauft und für 150 Mill. DM sanieren lassen. Ein Glasdach verbindet die beiden Gebäudeteile zu einem repräsentativen Atrium. Dieses nutzt die Bank nicht nur für eigene Veranstaltungen, sondern überlässt es für Konferenzen, Empfänge, Festakte und Konzerte auch anderen Veranstaltern. Obwohl es das Herz des Komplexes bildet, ist es nur über die Seitenstraße zu erreichen. Über den Eingang “Unter den Linden” haben Kunden über die ehemalige Kutscheneinfahrt Zutritt zur Selbstbedienungszone und zu den Schaltern.Der damalige Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) dankte Kopper bei der Eröffnung ausdrücklich für das Engagement in der Stadt. Ebenfalls zur Eröffnung sprach die amtierende Präsidentin des Deutschen Bundestags, Rita Süssmuth. Sie wertete die Investition als “wichtigen Ausdruck der Achtung der besonderen Bedeutung Berlins als Hauptstadt Deutschlands und als künftigen Sitz der Bundesregierung”. Der Bundestag sollte erst zwei Jahre später nach Berlin umziehen. Die Welt hat sich seitdem verändert. Die Deutsche Bank ist nicht in der besten Verfassung. Dass sie das Haus ihres Berliner Sitzes aus ihrem Eigentum gibt, mag auch ein Zeichen dafür sein.