Ifo-Geschäftsklima stagniert

Unternehmen drehen eine Warteschleife

Die deutschen Unternehmen warten erst mal ab: Der Ifo-Geschäftsklimaindex stagniert im Februar. Dabei kompensieren höhere Erwartungen die etwas schwächere Bewertung der aktuellen Lage. Auch die Bundesbank zeigt sich im Monatsbericht Februar nur verhalten optimistisch für die deutsche Konjunktur.

Unternehmen drehen eine Warteschleife

Unternehmen drehen eine Warteschleife

Ifo-Geschäftsklima stagniert − Lage schwächer bewertet − Höhere Erwartungen − Bundesbank verhalten optimistisch

Die deutschen Unternehmen warten erst mal ab: Der Ifo-Geschäftsklimaindex stagniert im Februar. Dabei kompensieren höhere Erwartungen die etwas schwächere Bewertung der aktuellen Lage. Auch die Bundesbank zeigt sich im Monatsbericht Februar nur verhalten optimistisch für die deutsche Konjunktur.

ba Frankfurt

Die wichtigsten Stimmungsbarometer für die deutsche Wirtschaft zeichnen im Februar ein diffuses Konjunkturbild: Während der Einkaufsmanagerindex eine leichte Beschleunigung anzeigt, signalisiert der Ifo-Geschäftsklimaindex, dass die Wirtschaft auf der Stelle tritt. Nicht viel besser liest sich der aktuelle Konjunkturbericht der Bundesbank: „Trotz anhaltend schwacher konjunktureller Grundtendenz könnte die deutsche Wirtschaftsleistung im ersten Quartal geringfügig zulegen“, in der Grundtendenz bleibe die Wirtschaft aber nach wie vor in der Stagnation gefangen.

Der Ifo-Index verharrte auf dem Januar-Wert von revidiert 85,2 (zuvor 85,1) Punkten. Ökonomen hatten mit einer zweiten Stimmungsaufhellung in Folge gerechnet und einen neuen Zählerstand von 85,5 prognostiziert. Die rund 9.000 befragten Unternehmen zeigten sich anhaltend skeptisch und waren mit ihrer aktuellen Geschäftslage etwas unzufriedener als zuletzt. Die Erwartungen an die kommenden Monate fielen hingegen optimistischer aus. „Die deutsche Wirtschaft wartet ab“, kommentierte Ifo-Präsident Clemens Fuest das Ergebnis der monatlichen Umfrage.

Spannender wird wohl die März-Umfrage „Dann dürfte sich zeigen, wie die Unternehmen auf den Ausgang der Bundestagswahl reagieren“, sagte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe. Erwartet wird eine schwarz-rote Koalition unter Führung von CDU-Chef Friedrich Merz. Bis dahin dürfte auch mehr Klarheit über die von US-Präsident Donald Trump angedrohten Strafzölle herrschen, die vor allem der stark exportorientierten deutschen Industrie schaden und das Wirtschaftswachstum bremsen würden. Bislang zeigen die Zolldrohungen aber noch keine Spuren: „Trump hat noch keinen Einfluss auf die deutsche Wirtschaft − weder positiv noch negativ“, sagte Wohlrabe. Dies könne sich aber ändern, sollten tatsächlich hohe Strafzölle auf europäische Waren verhängt werden. Die Stimmung in der Exportindustrie habe sich im Februar sogar etwas aufgehellt. „Aber da ist noch keine Dynamik drin“, betonte der Ifo-Experte.

Wahlergebnis bringt keinen Hoffnungsschimmer

Angesichts des Wahlausgangs zeigen sich Ökonomen auch skeptisch hinsichtlich einer baldigen Stimmungsaufhellung. Wegen des zu erwartenden populistischen Kreuzfeuers von der AfD und der Linkspartei werde es „somit schwierig für die neue Bundesregierung – eine schnelle Belebung der Stimmung und der wirtschaftlichen Aktivität zeichnet sich vor diesem Hintergrund leider aktuell noch nicht ab“, analysiert Christian Lips von der NordLB. „Die unterschiedlichen Positionen der künftigen Koalitionspartner dämpfen ohnehin die Hoffnung auf einen Neustart in der Wirtschaftspolitik, der nach der langjährigen Erosion der Standortqualität so wichtig wäre“, betont Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Die Unternehmen dürften sich mit Investitionen weiter zurückhalten.

Konzentration gefordert

Der Erfolg der nächsten Regierung werde zu einem großen Teil von der Bereitschaft der einzelnen Parteien und führenden Politiker abhängen, „persönliche und parteipolitische Interessen zurückzustellen und sich darauf zu konzentrieren, die Wirtschaft aus ihrer strukturellen Stagnation herauszuführen“, analysiert Carsten Brzeski, Chefökonom der ING. „Dies würde auch den Verzicht auf einige politische heilige Kühe erfordern.“ Wenn die neue Regierung schnell gebildet werde und zu Taten schreite, so schreibt Andreas Scheuerle von der DekaBank, „wird das aktuelle Niveau des Ifo-Geschäftsklimas den Boden markieren, auf dem die Stimmungsverbesserung im Jahresverlauf aufsetzt“. Die Februar-Umfrage fand ja noch „im Spannungsfeld zwischen ,Wutpräsident´ und Wahlen statt“. Im Zweifel sei es besser, schnell zu handeln und nicht alles Wünschenswerte umzusetzen, als sich zu lange mit Diskussionen aufzuhalten. Unternehmen und Arbeitnehmer benötigten ein glaubhaftes Aufbruchsignal. »Nur dann wird die Stimmungswende gelingen.“, betont Scheuerle.

Kurzfristig werde es bei wirtschaftlicher Magerkost bleiben, schreibt Thomas Gitzel von der VP Bank. Von der neuen Regierung müssten schnelle Maßnahmen zur Ankurbelung der Wirtschaft kommen. „Weniger Bürokratie und wettbewerbsfähige Steuern stehen bei den Unternehmen besonders hoch im Kurs. Auch langfristige Finanzierungszusagen für die Infrastruktur sind gefragt.“ Dabei gehe es nicht nur um Zusagen für diese Legislaturperiode, sondern weit darüber hinaus. Dann würden die an den Infrastrukturprojektionen beteiligten Firmen investieren. Und „dies könnte die Grundlage für einen nachhaltigen wirtschaftlichen Aufschwung sein“, so Gitzel.

Stagnation erwartet

Für Wohlrabe sieht es im laufenden ersten Quartal derzeit nach einer Stagnation aus. Im Schlussquartal 2024 sowie im Gesamtjahr war die Wirtschaftsleistung geschrumpft. Nach zwei Rezessionsjahren in Folge − was zuletzt 2002/2003 vorgekommen war − erwarten Ökonomen für 2025 ein allenfalls maues Wachstum. Denn die Verbraucherlaune ist weiterhin im Keller und die Konsumenten halten sich wegen zunehmender Jobsorgen bei größeren Anschaffungen zurück. Denn die Arbeitslosigkeit steigt und immer höhere Insolvenzzahlen lassen eine weitere Abkühlung des Arbeitsmarktes erwarten.

Einen klaren Lichtblick in den Umfrageergebnissen macht Wohlrabe in den gestiegenen Erwartungen der Industrie aus. „Die Talsohle bei den Industrieaufträgen scheint durchschritten zu sein“, begründet er den Anstieg des Geschäftsklimas im verarbeitenden Gewerbe. Auch im Handel hellte sich die Stimmung auf, ebenso wie im kriselnden Baugewerbe. Hier bleibe allerdings der Auftragsmangel ein zentrales Problem. Im Wohnungsbau klagen derzeit mit 57% der Unternehmen so viele wie noch nie über zu wenige Aufträge. Gegen den Trend trübte sich das Geschäftsklima bei den Dienstleistern ein.

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