Unternehmen haben größere Preismacht
ba Frankfurt
Die deutschen Unternehmen haben mittlerweile mehr Möglichkeiten, ihre höheren Produktionskosten wegen der knapper gewordenen Vorleistungen, teureren Rohstoffe und höheren Energiepreise ganz oder teilweise an die jeweiligen Kunden weiterzureichen. Laut einer Umfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) unter mehr als 2000 Unternehmen gelingt dies fast 60% – in der Umfrage vom Frühsommer 2021 waren es 10 Prozentpunkte weniger. Rund 12% könnten aktuell in einem hohen Ausmaß die Preise überwälzen, etwa 46% im mittleren Ausmaß. „Weitere 37% haben zumindest geringe Spielräume zur Kostenweitergabe“, heißt es beim IW. Mit Blick auf die Branchen haben derzeit Industriebetriebe größere Preisgestaltungsmöglichkeiten als Unternehmen aus dem Baugewerbe und Dienstleister.
„Wenn Unternehmen auf stark steigenden Produktionskosten sitzen bleiben, hat dies ernste langfristige Folgen“, sagt Studienautor und Konjunkturexperte Michael Grömling. „Den Unternehmen fehlen dann die notwendigen Eigenmittel für Investitionen, vor allem, um den anstehenden Strukturwandel zu gestalten. Der gegenwärtige Kostenschock darf keine Eigendynamik entwickeln – etwa über stark steigende Arbeitskosten.“ Bis Ende 2022 erwarten über 90% der Befragten starke und mittlere Effekte von verteuerten Energie- und Rohstoffkosten auf ihre eigenen Preise. Die Unternehmen befürchten mittelfristig auch höhere Erzeugerpreise infolge steigender Arbeitskosten. Für über 80% der Befragten gilt dies in starkem und mittlerem Ausmaß. Insgesamt würden vor allem angebotsseitige Bestimmungsfaktoren die Entwicklung der Erzeugerpreise erklären.