Unternehmen vor Brexit gut in Form
dm Frankfurt – Vor dem Brexit war die Welt für die deutschen Unternehmen augenscheinlich in Ordnung. Der vom Münchner Konjunkturforschungsinstitut Ifo berechnete Geschäftsklimaindex ist im Juni um 0,9 Punkte auf 108,7 Punkte gestiegen und hat die von Ökonomen gehegten Erwartungen im Schnitt übertroffen. Es ist der vierte Anstieg in Folge. Auch haben sich die Erwartungen weiter verbessert und stiegen von 101,7 auf 103,1 Punkte. Nur im Einzelhandel hat sich die Stimmung etwas verschlechtert.Besonders deutlich verbesserte sich der Geschäftsklimaindikator insgesamt im Bereich Großhandel sowie im verarbeitenden Gewerbe. Doch dieser Schwung und die damit verbundene Zuversicht dürfte nach dem Votum der britischen Wähler für einen Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union wohl Makulatur geworden sein. “Der heutige Brexit-Schock ist in den Daten aber noch nicht enthalten. Daher ergibt sich für die kommenden Monate ein hohes Rückschlagpotenzial für die Stimmung in der deutschen Wirtschaft”, schreibt die BayernLB in einer Einschätzung.”Zuversichtliche und gut positionierte Unternehmen müssen es nun mit den Herausforderungen aus dem Brexit aufnehmen”, meint Unicredit-Volkswirt Andreas Rees in einer Einschätzung. Dies auch nach der von Unsicherheit im Zusammenhang mit der Konjunkturentwicklung in China eingetrübten Stimmung zu Jahresbeginn. Dies sei kein schlechter Ausgangspunkt angesichts der kommenden Unsicherheiten. Dadurch werde die Wertschöpfung in Deutschland im kommenden Jahr um 0,4 % bis 0,9 % geringer wachsen. Bisher ging Unicredit von einem Plus des Bruttoinlandsprodukts von 1,5 % aus. Vor allem exportorientierte Unternehmen seien dabei negativ betroffen. Durch das Ja zum Brexit dürfte die Wirtschaft im kommenden Jahr in Großbritannien stagnieren, meint die Unicredit. “Ein starker Konjunktureinbruch in Deutschland droht aber unserer Einschätzung nach nicht”, meint die BayernLB.Vom Ifo-Institut befragte deutsche Unternehmen erwarten mehrheitlich jedoch keine negativen Auswirkungen. Laut einer Umfrage zwischen dem 6. Juni und 21. Juni unter 1 478 Firmen des verarbeitenden Gewerbes erwarten 38 % Nachteile, keine Auswirkungen sehen aber fast 61 %, positive Folgen nur 1 %.