Ifo-Analyse

Unternehmens­steuersenkung steigert Investitionen und Löhne

Niedrigere Unternehmenssteuern würden kurzfristig zu hohen Steuerausfällen führen, aber höhere Investitionen und Löhne, mehr Beschäftigung und Konsum bringen. Das geht aus eine Ifo-Analyse hervor.

Unternehmens­steuersenkung steigert Investitionen und Löhne

wf Berlin

Eine Kombination aus von Körperschaftsteuersenkung und be­schleunigten Abschreibungen würden Investitionen und Beschäftigung so stark steigern, dass die Steuereinnahmen mittelfristig wieder das Ausgangsniveau erreichen. Die kurzfristigen Steuerausfälle von 30 Mrd. Euro wäre damit ausgeglichen. Zu diesem Ergebnis kommt das Wirtschaftsforschungsinstitut Ifo in einer Analyse u.a. seines Präsidenten Clemens Fuest von verschiedenen Reformvorschlägen der Parteien zur Bundestagswahl. Die Erhöhung der Einkommensteuer oder der Umsatzsteuer hätten dagegen negative ökonomische Effekte und würde das Steueraufkommen nur vergleichsweise geringfügig erhöhen.

Untersucht haben die Wissenschaftler die verschiedenen Wirkungen der Reformszenarien auf volkswirtschaftliche Größen hin wie In­vestitionen, Beschäftigungsniveau, privaten Konsum und Bruttoinlandsprodukt (siehe Grafik). Die Analyse von Kosten und Nutzen des Ifo resultiert aus der gleichzeitigen Betrachtung der fiskalischen und der ökonomischen Effekte. Dabei unterstellt das Ifo eine Körperschaftsteuersenkung um 5 Punkte, die das Belastungsniveau der Unternehmen von auf 25% drücken würde. Die Steuerausfälle lägen bei 13,8 Mrd. Euro im Jahr. Beschleunigte Ab­schreibungen – innerhalb von vier statt aktuell zehn Jahren – würden die Ausfälle um weitere 17 Mrd. Euro ausweiten, denn die Erleichterung käme nicht nur den Kapital-, sondern auch den Personengesellschaften zugute. Im Gegenzug würden Investitionen und Beschäftigung aber so stark zunehmen, dass die Steuern innerhalb von drei Jahren wieder ausgeglichen wären. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) und der Konsum der privaten Haushalte wären um 3% höher als ohne Reform. Die Löhne würden um 4% höher liegen, hat das Ifo-Institut in seiner Simulation errechnet, die Investitionen um 5,5% und die Beschäftigung um 1,4%. Die Erhöhung der steuerlichen Abschreibungen verlagere zudem nur die Steuerzahlung, schreibt das Ifo.

Höhere Spitzensteuer bremst

Zwei weitere Szenarien betreffen die Erhöhung der Einkommensteuer und der Umsatzsteuer. Unterstellt wird eine Erhöhung um 3 Prozentpunkte für Einkommen von 100000 Euro an (gemeinsame Veranlagung 200000 Euro) und die Erhöhung der Umsatzsteuer um 1 Prozentpunkt. Die Erhöhung der Umsatzsteuer würde dem Fiskus jährlich 7,4 bis 7,8 Mrd. Euro mehr in die Kasse spülen, aber das BIP um 0,2% dämpfen. Die Erhöhung des Spitzensteuersatzes würde nur 3,4 Mrd. Euro mehr fiskalisches Aufkommen bringen, jedoch das BIP um 0,4% senken. Die Erhöhung des Spitzensteuersatzes fällt dem Ifo zufolge von anfänglich 4,9 auf 3,4 Mrd. Euro Steuermehreinnahmen, weil davon auch Personengesellschaften betroffen sind. Dort wird weniger investiert werden und damit weniger steuerbarer Gewinn anfallen.

Bei der Betrachtung von Kosten und Nutzen kommt es laut Ifo bei der Senkung der Körperschaftsteuer je ein Euro Steueraufkommen, auf den der Staat verzichtet, langfristig zu um 1,10 Euro höheren privaten Investitionen. Die Lohnsumme steige um 1,53 Euro, der private Konsum um 1,34 Euro und das Bruttoinlandsprodukt sogar um 2,79 Euro. Bei der Einkommensteuererhöhung müsse der Staat für jeden Euro zusätzliche Steuereinnahmen einen Rückgang der Investitionen um 87 Cent in Kauf nehmen, des Arbeitseinkommens um 2,17 Euro und des BIP um 3,59 Euro. Nicht nur die Investitionsanreize, sondern auch die Arbeitsanreize würden durch die Steuererhöhung beeinträchtigt, analysieren die Ökonomen.

Beste Abschreibungseffekte

Die Umsatzsteuer beeinträchtige ebenfalls Anreize, zu arbeiten und zu investieren. Die negative Wirkung sei aber deutlich geringer als bei der Einkommensteuer. Für Investitionsgüter ist die Steuer bei Unternehmen wegen der Abzugsfähigkeit neutral. Die Arbeitsanreize würden weniger stark als bei der Einkommensteuer beeinträchtigt, weil bei der Wahl zwischen Arbeit und Freizeit Vermögen oder staatliche Transfers konsumiert würden. Verteilungseffekte sind in dieser Simulation nicht enthalten.

Die Verbesserung der steuerlichen Abschreibungen wäre laut Ifo quasi ein „Free Lunch“, wenn dabei nicht die anfänglichen Steueraufkommenverluste berücksichtigt werden müssten, um die wirtschaftliche Aktivität zu steigern. Langfristig erhöhe die Reform der Abschreibungen sowohl das Steueraufkommen als auch die Wirtschaftsaktivität.