WERTBERICHTIGT

Unwucht in der Marktwirtschaft

Börsen-Zeitung, 4.5.2016 Zurecht warnt die UN-Handelsorganisation Unctad davor, dass die zunehmende örtliche Entkoppelung der realen Investitionen und der daraus erzielten Erträge zu einem großen Problem für die marktwirtschaftliche Ordnung werden...

Unwucht in der Marktwirtschaft

Zurecht warnt die UN-Handelsorganisation Unctad davor, dass die zunehmende örtliche Entkoppelung der realen Investitionen und der daraus erzielten Erträge zu einem großen Problem für die marktwirtschaftliche Ordnung werden kann. Wenn Investitionen in einem Land getätigt werden, weil man dort eine vortreffliche Infrastruktur und Top-Mitarbeiter vorfindet, die daraus gezogenen Erträge aber – legal – ganz anderswo in Zweckgesellschaften gesammelt werden, die dort obendrein kaum (Steueroasen) oder günstiger (Niederlande) besteuert werden, kommt in den marktwirtschaftlichen Mechanismus eine Unwucht hinein. Irgendwann können die Investitionszielländer ihre Standortqualität nicht mehr aufrechterhalten, weil ihnen die Steuerbasis wegschmilzt. Als Reaktion werden oft Handels- und Investitionshürden aufgestellt. Der Protektionismus kommt zurück. Will man das stoppen, muss sich die Weltgemeinschaft auf globale Steuerregeln einigen und für Steuertransparenz sorgen. Mit dem BEPS-Projekt der OECD wurde der erste Schritt in dieser Richtung bereits gemacht. Doch das reicht noch lange nicht.lz