Beschäftigung

US-Arbeitsmarkt mit solidem Start ins zweite Halbjahr

Der US-Jobmarkt brummt leise vor sich hin. Im Juli hat sich das stete, aber unspektakuläre Stellenwachstum fortgesetzt. Zwar stiegen die Löhne wieder stärker, dürften aber keine Auswirkungen auf den künftigen Kurs der Zinspolitik haben.

US-Arbeitsmarkt mit solidem Start ins zweite Halbjahr

Aufschwung am US-Arbeitsmarkt dauert an

Robustes Stellenwachstum und Arbeitslosenquote von 3,5% – Löhne legen wieder etwas stärker zu

Der US-Arbeitsmarkt ist mit moderatem Tempo in das zweite Halbjahr gestartet. Das Stellenwachstum beschleunigte sich leicht, und die Arbeitslosenquote fiel um 0,1 Prozentpunkte auf 3,5%. Gleichwohl würde sich die Notenbank über geringere Lohnsteigerungen freuen, da diese weiter zur hohen Inflation beitragen.

det Washington

Der US-Jobmarkt hat einen guten Start in die zweite Jahreshälfte hingelegt und mehr Stellen geschaffen als im Vormonat. Wie das Bureau of Labor Statistics (BLS) des Arbeitsministeriums berichtete, entstanden im Juli ohne Berücksichtigung des Agrarsektors 187.000 neue Arbeitsplätze. Die Neueinstellungen für Juni wurden um 24.000 auf 185.000 nach unten revidiert. Zwar hatten Ökonomen im Juli eine Zunahme um 200.000 erwartet, gaben aber dennoch überwiegend positive Bewertungen der weiteren Aussichten ab. Die Arbeitslosenquote fiel von 3,6% auf 3,5%. Gerechnet hatten Ökonomen mit einem unveränderten Wert. 

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Im Gegensatz zu anderen Monaten, in denen das Stellenwachstum fragmentiert war und sich auf wenige Branchen konzentrierte, war der Beschäftigungsaufbau diesmal breit angelegt. Angeführt wurden die Neueinstellungen vom Gesundheitswesen, wo 63.000 Personen eine Beschäftigung fanden. Im Bereich der Sozialarbeit ermittelte das BLS ein Plus von 24.000. Zuwächse von jeweils knapp 20.000 wurden bei Finanzdienstleistern, in der Bauindustrie und im Großhandel gemessen. Auch trug der öffentliche Sektor 15.000 Jobs zum Beschäftigungsaufbau bei.

Für eine leichte Überraschung sorgte das relativ geringe Wachstum im Gastgewerbe und in der Freizeitindustrie, die 17.000 neue Mitarbeiter einstellten. In einigen der vorangegangenen Monate hatte die Branche, die im ersten Quartal im Schnitt 67.000 Jobs pro Monat geschaffen hatte, sich als bedeutende Stütze für den Arbeitsmarkt erwiesen. Experten weisen darauf hin, dass die Gastwirtschaft und Anbieter von Freizeitaktivitäten nach dem Ende der Kontaktbeschränkungen, die eine Folge der Corona-Pandemie waren, lange Zeit geboomt hatten und das Stellenwachstum nun wieder zur Normalität zurückkehrt. Während die meisten Sektoren Beschäftigungsaufbau verzeichneten, kam es auch in einigen zu moderaten Einbußen. Bei Zeitarbeitern stellte das BLS ein Minus von 22.100 fest, während bei Informationsdienstleistern 12.000 Jobs gestrichen wurden. Zu Entlassungen kam es auch bei Fachdienstleistern und im verarbeitenden Gewerbe. 

Konstante Unterindikatoren

Neben dem Stellenwachstum und der Arbeitslosenquote deuten auch andere Indikatoren auf weiter stetes Wachstum hin. So lag die Partizipationsrate den fünften Monat in Folge bei 62,6%. Kaum verändert war auch die Zahl der Personen, die Teilzeitbeschäftigungen nachgingen, es aber vorziehen würden, einen Vollzeitjob zu haben. Besondere Aufmerksamkeit wird bei der US-Notenbank die Lohnentwicklung finden. So stiegen die durchschnittlichen Stundenlöhne um 0,4% und im Vorjahresvergleich um 4,4%. Die Zahlen entsprachen exakt den zuvor gemessenen Werten. Vorausgesagt hatten Ökonomen hingegen einen Rückgang der Jahresrate auf 0,3% und der Monatsrate auf 4,2%. 

Experten äußerten Zufriedenheit über die insgesamt robusten Zahlen. „Der Arbeitsmarktbericht hätte kaum besser ausfallen können“, meinte Mark Zandi, Chefökonom bei Moodys Analytics. „Das Stellenwachstum ist stark, aber moderater als zuvor, und kommt somit der Fed in ihrem Kampf gegen die Inflation entgegen.“ Laut Zandi würden die Währungshüter geringeren Lohndruck vorziehen, „aber immerhin kühlen sich die Lohnsteigerungen weiter ab“. Eine ähnliche Einschätzung gab Satyam Panday, Senior Economist bei S&P Global, ab. „Der Arbeitsmarkt brummt vor sich hin, das ist kein Anlass zur Beschwerde“, so Panday. Wie auch Zandi meint er, dass geringeres Lohnwachstum wünschenswert wäre. Gleichwohl hätten die Kaufkraft und Konsumfreude der Verbraucher hohe Resistenz bewiesen. 

Experten rechnen nicht damit, dass der Arbeitsmarktbericht Folgen für den weiteren geldpolitischen Kurs haben wird. Notenbankchef Jerome Powell hat bekräftigt, dass die Fed alle notwendigen Schritte einleiten würde, um das duale Mandat von Vollbeschäftigung und Geldwertstabilität zu erfüllen. Gleichwohl betonte er, dass niedrigere Inflation zugleich eine Voraussetzung für fortgesetzten Beschäftigungsaufbau sei. Trotz des hohen Lohndrucks dürften die Neueinstellungen und die niedrige Arbeitslosenquote den Fed-Chef zufrieden stimmen. Das FedWatch Tool der CME Group ging nach der Veröffentlichung der Arbeitsmarktzahlen mit einer Wahrscheinlichkeit von über 80% davon aus, dass das FOMC bei seiner September-Sitzung den Leitzins unverändert bei einer Zielzone von 5,25 bis 5,5% belassen wird.

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