US-Dienstleistungssektor schwächelt
det Washington – Angesichts enttäuschender Daten aus der Dienstleistungsbranche dürfte die Wahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung bei der übernächste Woche anstehenden Sitzung des Offenmarktausschusses (FOMC) der US-Notenbank weiter gesunken sein. Im August fiel der von Markit ermittelte Einkaufsmanagerindex (PMI) von 51,4 auf 51,0 Punkte und damit den niedrigsten Stand seit Februar. Das geringe Wachstum bei Neuaufträgen blieb hinter den Markterwartungen zurück, und der Unterindikator für Beschäftigung sank auf den tiefsten Stand seit Ende vorletzten Jahres.Durch Schwäche zeichnete sich insbesondere das Gesundheitswesen aus, wo der vierte Rückgang seit Bestehen des PMI gemessen wurde. Sowohl bei Finanzdienstleistern als auch Technologieunternehmen gab der Unterindikator für Geschäftstätigkeit nach. Im Technologiesektor stieg allerdings die Zahl der Neuaufträge, während in der Finanzindustrie die Beschäftigungskomponente einen neuen Höchststand erreichte. Zwar stimmt der PMI zuversichtlicher als der am Vortag veröffentlichte Index des Institute for Supply Management, der auf den niedrigsten Stand seit sechseinhalb Jahren fiel. Gleichwohl glauben Analysten, dass ungeachtet der jüngsten Äußerungen von Fed-Chefin Janet Yellen die Wahrscheinlichkeit einer monetären Straffung am Mittwoch übernächster Woche weiter abgenommen hat.So haben Ökonomen von Goldman Sachs ihre Prognosen revidiert und rechnen nun mit einer nur 40-prozentigen Chance, dass die Währungshüter diesen Monat den Leitzins anheben werden. Am Freitag waren es noch 55 %. Kaum beeindruckt von den schwachen Daten aus dem Dienstleistungssektor ist dagegen John Williams, Präsident der Fed von San Francisco. “Es wäre sinnvoll, bald wieder auf einen Kurs gradueller Zinserhöhungen einzuschwenken”, sagte Williams in einer Rede. Ungeachtet der schwachen Daten aus dem Dienstleistungssektor befinde sich die US-Wirtschaft “in guter Verfassung”. Im Verlaufe des kommenden Jahres rechnet er mit einem Rückgang der Arbeitslosenquote von derzeit 4,9 % auf 4,5 %.Zwar wird die Teuerungsrate nach Williams’ Einschätzung während der nächsten ein bis zwei Jahre das Inflationsziel von 2 % erreichen. Gleichwohl steht er einer festen Vorgabe für die Preissteigerungsrate kritisch gegenüber. In einem wirtschaftlichen Umfeld, in dem sowohl die Wachstumsrate als auch das Zinsniveau dauerhaft unter dem Niveau vor der Weltrezession verharren werden, hält Williams ein niedriges Inflationsziel für kontraproduktiv. Dieses könne entweder auf 3 % oder sogar 4 % angehoben werden.Dafür, dass die Notenbank eher früher als später wieder an der Zinsschraube dreht, sprachen sich vor dem Kongress auch Jeffrey Lacker, Vorsitzender der Fed von Richmond, sowie Esther George, Vorsitzende der Kansas City Federal Reserve Bank, aus. Lacker verteidigte bei einer Anhörung über die Führungsstruktur der Fed zudem die Unabhängigkeit der Notenbank. Diese habe trotz der wachsenden Kritik an den Entscheidungsprozessen in den Reihen der Zentralbank den Weg bereitet für gesundes Wachstum und sichergestellt, dass die Geldpolitik frei von politischem Einfluss ist.—– Wertberichtigt Seite 6