US-Erzeugerpreise signalisieren höhere Inflation

Fed-Notenbanker: Brexit mahnt zur Vorsicht

US-Erzeugerpreise signalisieren höhere Inflation

det Washington – Die nachlassenden Effekte des stärkeren Dollar sowie der niedrigeren Ölpreise haben im Juni die Erzeugerpreise in den USA nach oben gedrückt – was nach Ansicht von Analysten den Weg pflastern könnte für die nächste Leitzinserhöhung. Wie das Bureau of Labor Statistics (BLS) des US-Arbeitsministeriums berichtete, zogen die Erzeugerpreise im Vormonat um 0,5 % an. So deutlich waren die Preise zuletzt im Mai 2015 gestiegen. Im Jahresvergleich verteuerten sich Waren und Dienstleistungen, die vom Produzenten verkauft werden, um 0,3 %. Damit war die Jahresrate zum ersten Mal seit Ende 2014 mit einem positiven Vorzeichen versehen. Die Kernrate, die schwankungsanfällige Energie- und Lebensmittelpreise ausklammert, legte nach einem Plus von zuvor 0,3 % nun um 0,4 % zu und im Jahresvergleich um 1,3 %.Während Energiepreise im Juni um 4,1 % anzogen, halten Volkswirte insbesondere die Verteuerung der Dienstleistungen und der Endprodukte für aussagekräftig. Nach Ansicht von Peter Boockvar, Ökonom beim Wirtschaftsforschungsinstitut und Consultingunternehmen Lindsey Group, “sind jene deflationären Szenarien, die von einigen debattiert werden, eine Illusion”. Der Preisdruck nehme weiter zu und sollte der Fed als Anlass dienen, nach einer ohnehin überzogenen Pause den Normalisierungprozess fortzusetzen.Auf eine andauernde Erholung am US-Arbeitsmarkt deutet die überraschend geringe Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosengeld hin. In der abgelaufenen Woche lagen die Erstanträge unverändert bei 254 000. Befragte Analysten hatten im Schnitt einen Wert von 265 000 erwartet. Die Zahl liegt somit nur knapp über dem im April ermittelten Wert von 248 000 – dem tiefsten Stand, der seit 1973 gemessen wurde. Die Erstanträge liegen nun seit 71 Wochen in Folge unter der Marke von 300 000. Jede Zahl unterhalb dieser Schwelle gilt als Zeichen einer Erholung am Arbeitsmarkt.Dennis Lockhart, Präsident der regionalen Federal Reserve Bank von Atlanta, plädiert angesichts der Ungewissheit über die konjunkturellen Folgen des Brexit allerdings für einen Aufschub der nächsten Zinserhöhung. Er stimme mit der “vorsichtigen und geduldigen Vorgehensweise überein” und betonte, dass er bei der kommenden Sitzung des Offenmarktausschusses gern sehen würde, dass die stimmberechtigten Mitglieder des FOMC auf eine monetäre Straffung verzichten. Obwohl der beschlossene Austritt Großbritanniens aus der EU der US-Wirtschaft bisher noch keinen direkten Schaden zugefügt habe, sei “Ungewissheit, die zu einer Reduktion der Anlageinvestitionen führt, nicht hilfreich und könnte zu konjunkturellem Gegenwind führen” sagte Lockhart in einer Rede im US-Bundesstaat Idaho.