US-Industrieausstoß schrumpft und schrumpft

Längster Produktivitätsrückgang seit 1979

US-Industrieausstoß schrumpft und schrumpft

Von Sebastian Schmid, New YorkDie Industrie bleibt weiter eine Schwachstelle der US-Wirtschaft im Jahr 2016. Während die Verbraucher das zaghafte Wachstum tragen, schwankt das verarbeitende Gewerbe zwischen Expansion und Kontraktion. Der Einkaufsmanagerindex des Institute for Supply Management (ISM) für die Industrie ist im August überraschend um mehr als 3 Zähler auf 49,4 Punkte abgestürzt. Werte unter 50 zeigen einen Rückgang der Aktivität an. Im Schnitt hatten von Thomson Reuters befragte Ökonomen eine nur leichte Abschwächung auf 52,2 Zähler prognostiziert. Am Mittwoch war bereits der lokale Einkaufsmanagerindex für den Großraum Chicago unerwartet kräftig eingebrochen.Bradley Holcomb, der die ISM-Erhebung leitet, glaubt an eine Anomalie und erklärt, es deute “nichts darauf hin, dass wir nicht zurück in den Wachstumsmodus finden”. Barclays-Chefökonom Michael Gapen vertritt indes die Auffassung, die US-Industrie befinde sich in einer langen Stagnationsphase. Die Verbesserungen in den vergangenen Monaten seien lediglich moderat gewesen.Michael Montgomery, US-Ökonom von IHS Global Insights, sieht das verarbeitende Gewerbe vor allem vom starken Dollar gebremst. Die Exporte fielen dadurch geringer aus. Zudem werde aktuell der Lagerbestand korrigiert. Da dieser zu hoch angesetzt gewesen sei, habe die Produktion gebremst werden müssen. Eine rasante Besserung erwartet er nicht. Es könnte aber zumindest die Talsohle erreicht sein.Derweil ist die Produktivität der US-Arbeiter pro Stunde im zweiten Quartal um 0,6 % gesunken, wie das Arbeitsministerium mitteilte. Damit wurde die vorangegangene Schätzung von – 0,5 % nach unten korrigiert. Die Produktivität ist bereits das dritte Quartal in Serie gesunken. Das ist die längste Phase von Produktivitätsverschlechterungen seit 1979.Vor allem für die langfristigen Wachstumsaussichten der US-Wirtschaft sei das ein schlechtes Omen, befinden Ökonomen. Weil zugleich die Arbeitskosten um annualisierte 4,3 % anzogen – und damit mehr als doppelt so stark wie erwartet -, dürfte kurzfristig aber erst einmal der Druck auf die Gewinnmargen der Unternehmen und womöglich auch endlich der Inflationsdruck wieder zunehmen.