US-Verbraucherpreise

US-Inflation fällt auf tiefsten Stand seit zwei Jahren

Die Lebenshaltungskosten in den USA wiesen im April den geringsten Anstieg seit zwei Jahren auf. Nach Ansicht von Experten könnte der disinflationäre Trend eine Zinspause im Juni so gut wie zementiert haben. 

US-Inflation fällt auf tiefsten Stand seit zwei Jahren

Der Anstieg der US-Verbraucherpreise fiel im April so gering aus wie seit zwei Jahren nicht mehr und bestätigt Hoffnungen, dass die Notenbank im Juni eine Zinspause einlegen wird. Gleichwohl weisen Ökonomen darauf hin, dass es noch ein beschwerlicher Weg wird, bis das Inflationsziel von 2% wieder erreicht sein wird.

US-Inflation fällt auf tiefsten Stand seit zwei Jahren

Verbraucherpreise legen um 4,9% zu – Zinspause im Juni sehr wahrscheinlich

det Washington

Leicht nachlassender Preisdruck in den USA dürfte die Notenbank in ihren Plänen bestätigen, voraussichtlich schon im Juni eine Zinspause einzulegen. Wie das Bureau of Labor Statistics (BLS) des Arbeitsministeriums berichtete, stiegen die am Consumer Price Index (CPI) gemessenen Verbraucherpreise im April saisonbereinigt um 0,4%. Auf Jahressicht verteuerten sich Konsumgüter um 4,9%, womit die Inflation auf den tiefsten Stand seit genau zwei Jahren fiel. Im Vormonat waren Werte von 0,1% und 5,0% gemessen worden. Ohne Berücksichtigung der volatilen Energie- und Lebensmittelpreise kletterten die Preise gegenüber März um 0,4% und im Vorjahresvergleich um 5,5%. Zuvor hatte die Kernrate um 5,6% zugelegt.

Wie im vorangegangenen Monat leisteten Dienstleistungen einen bedeutenden Beitrag zu der hohen Inflation. Dabei fielen die Wohnkosten am stärksten ins Gewicht, die um 0,4% stiegen und mittlerweile um 8,1% über dem Stand vom Vorjahr liegen. Mieten zogen weiter an und werden sich nach Ansicht von Experten erst dann stabilisieren, wenn das Angebot an verfügbaren Mietobjekten spürbar zunimmt. Auch verteuerten die hohen Hypothekenzinsen den Eigenheimerwerb. Für Entspannung könnte demnächst ein Rückgang der Finanzierungskosten sorgen. So meldete die Mortgage Bankers Association (MBA), dass letzte Woche nach der Sitzung des Fed-Offenmarktausschusses (FOMC) die Hypothekenzinsen leicht zurückgingen und die Kreditnachfrage kräftig anzog.

Teurer als zuvor waren auch Gebrauchtwagen, deren Preise nach mehreren Rückgängen im Vormonatsvergleich um 4,4% zulegten. Der starke Anstieg bei Benzin war mehr als genug, um die Verbilligung bei anderen Energieprodukten auszugleichen. So kletterte die Energiekomponente um 0,6%, gab aber gegenüber dem Vorjahr um 5,1% nach. Teurer als zuvor waren auch Dienstleistungskomponenten wie Freizeitaktivitäten und Autoversicherung. Preise für Lebensmittel waren unverändert, stiegen auf Jahressicht aber um 7,7%. Rückgänge wurden bei Strom, Gas, Neuwagen und Transportdienstleistungen gemessen.

„Holprige Fahrt“

Obwohl Ökonomen den nachlassenden Inflationsdruck insgesamt positiv bewerten, weisen die meisten Experten darauf hin, dass der jüngste Bericht einen weiteres Signal dafür liefert, dass die Preise noch längere Zeit auf hohem Niveau verharren könnten. „Es wird eine holprige Fahrt, bis das zweiprozentige Inflationsziel der Fed wieder erreicht ist“, sagte Andrew Patterson, leitender Ökonom beim Investmentunternehmen Vanguard. Wie Quincy Krosby, Chief Global Strategist bei LPL Financial, feststellt, „beweisen die Zahlen, dass die Maßnahmen, die von der Notenbank in ihrem Kampf gegen die hohe Inflation ergriffen wurden, Wirkung zeigen“. Gleichwohl würden die Folgen der Zinserhöhungen langsamer greifen, als die Währungshüter sich dies wünschen. 

Keine Zinssenkung in Sicht

Unterdessen verpasste John Williams, Präsident der Federal Reserve Bank von New York, Hoffnungen auf eine Zinspause einen leichten Dämpfer. In einer Rede vor dem Economic Club of New York wies er darauf hin, dass „es einige Zeit dauern wird, bis Gleichgewicht in der Wirtschaft wiederhergestellt wird und wir unser Inflationsziel von 2% erreichen“.  Später betonte er, „dass wir nicht gesagt haben, dass wir die Zinserhöhungen abgeschlossen haben“, und dass er kein Szenario sehe, in dem es notwendig wäre, noch in diesem Jahr Zinssenkungen zu beschließen.

Bei der letzten Sitzung hatte das FOMC mit einer Straffung um weitere 25 Basispunkte den Zielkorridor für den Tagesgeldsatz auf 5,0 bis 5,25% hochgeschraubt. In der Abschlusserklärung wurde im Gegensatz zu März aber der Hinweis auf „die Notwendigkeit weiterer Zinserhöhungen“ gestrichen. Das Fed Watch Tool der CME Group unterstellte nach der Veröffentlichung des CPI mit einer Wahrscheinlichkeit von über 80%, dass die Währungshüter im Juni keine weitere Anhebung beschließen werden.

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