US-Inflation zieht wieder leicht an
US-Teuerung zieht im Juli wieder leicht an
Preise für langlebige Güter geben deutlich nach – Dienstleistungen treiben die „Supercore“-Inflation
Am bevorzugten Indikator der Fed gemessen hat die US-Inflation im Juli wieder leicht zugelegt. Dennoch gilt als sicher, dass der Offenmarktausschuss (FOMC) bei seiner nächsten Sitzung eine weitere Zinspause einlegen wird und erst im November oder Dezember die Zügel vermutlich wieder straffen wird.
det Washington
Getrieben von Dienstleistungen verharrte die US-Inflation im Juli auf einem relativ hohen Niveau und dürfte die Notenbank in ihrem Vorhaben bestätigen, noch vor Jahresende den Leitzins ein weiteres Mal um 25 Basispunkte hochzuschrauben. Wie das Bureau of Economic Analysis (BEA) des Handelsministeriums berichtete, stieg der PCE-Preisindex im Vorjahresvergleich um 3,3% und entsprach damit exakt den Markterwartungen. Im Juni hatte der PCE-Deflator um 3,0% zugelegt. Die Kernrate, die schwankungsanfällige Energie- und Lebensmittelpreise ausklammert, kletterte um 4,2%. Im Vormonat hatte das BEA einen Anstieg um 4,1% gemessen.
Der PCE-Deflator misst Preisänderungen bei Waren und Dienstleistungen, die Konsumenten in dem Berichtszeitraum erworben haben. Dem Index kommt deswegen große Bedeutung zu, weil es sich um das bevorzugte Inflationsmaß der Fed handelt, deren Offenmarktausschuss (FOMC) den Leitzins seit März vergangenen Jahres um insgesamt 5,25 Prozentpunkte angehoben hat. Während die Jahresraten im Juli leicht stiegen, blieben die Monatswerte unverändert bei der Gesamt- und der Kernrate bei 0,2%.
Zwar liegt die Teuerungsrate nun deutlich unterhalb der 7%, die Mitte letzten Jahres im Höhepunkt gemessen wurden. Gleichwohl unterstreicht der stagnierende Preisauftrieb den potenziell langen Weg, den die Notenbank noch zurücklegen muss, um ihr Inflationsziel von 2% mittelfristig zu erreichen. Erschweren könnte den Job der Fed auch der robuste Privatkonsum. So spiegelte der Bericht des BEA im Juli auch einen Anstieg der Verbraucherausgaben um 0,8% wider. Im Juni hatten Verbraucher ihre Ausgaben um 0,6% hochgeschraubt. Die Privateinkommen hingegen legten im Juli nur um 0,2% zu.
Teure Dienstleistungen
Sorgen bereitet den Währungshütern insbesondere die Kluft zwischen der Preisentwicklung bei Waren und Dienstleistungen. Laut BEA verbilligten sich nämlich langlebige Güter auf Jahressicht um 0,8%, während die Preise für Verbrauchsgüter um 0,2% nachgaben. Dienstleistungen waren hingegen um 5,2% teurer. Während der Corona-Pandemie waren insbesondere die Warenpreise gestiegen, haben sich aber dank der Überwindung der Lieferkettenstörungen mittlerweile stabilisiert.
Höhere Löhne treiben hingegen die Preise von Dienstleistungen und veranlassten Notenbankchef Jerome Powell, vor sogenannter „Supercore Inflation“ zu warnen. Diese klammert die volatilsten Komponenten aus – neben Energie und Lebensmitteln auch Wohnkosten. Getrieben werden die Preise nun von den Kosten der Krankenversorgung, Finanzdienstleistungen, Versicherung und Transportleistungen.
Wie aus dem Fed WatchTool der CME Group hervorgeht, dürfte bei der nächsten Sitzung des FOMC, die am 19. und 20. September stattfinden wird, eine weitere Zinspause eine ausgemachte Sache sein. An den aktuellen Inflationsdaten und Konjunkturdaten gemessen gilt aber auch als wahrscheinlich, dass die Währungshüter entweder im November oder Dezember das zwölfte Mal im laufenden Zinszyklus die Zügel straffer ziehen werden. Schließlich hat Notenbankchef Jerome Powell wiederholt darauf hingewiesen, dass „wir noch einen weiten Weg haben, ehe das Inflationsziel von 2% wieder erreicht sein wird“.
Kritik am Kurs
Unterdessen begegnete Raphael Bostic, Präsident der Federal Reserve Bank von Atlanta, dem geldpolitischen Kurs mit leichter Kritik. Bostic – dieses Jahr ein alternierendes Mitglied des Offenmarktausschusses – vertritt die Ansicht, dass weitere Leitzinserhöhungen überflüssig wären. Der Tagesgeldsatz sei „hoch genug, um die Inflation in einem angemessenen Zeitraum auf 2% zu drücken“, sagte Bostic auf einer währungspolitischen Konferenz in Südafrika. „Wir müssen geduldig sein und der restriktiven Geldpolitik Zeit geben, um Wirkung zu entfalten“, so der Notenbanker. Die Währungshüter müssten vorsichtig sein, um unnötigen Schaden für den US-Arbeitsmarkt zu vermeiden. Die Fed hat ein duales Mandat, das neben Preisstabilität auch maximale Beschäftigung umfasst.
Gleichwohl betonte Bostic, dass er deswegen nicht für eine baldige Lockerung des geldpolitischen Kurses plädiere. Eine Zinspause hat auch Fed-Chef Jerome Powell jüngst angedeutet. Die Fed habe bei der Inflationsbekämpfung „einen Punkt erreicht, wo wir vorsichtig vorgehen können“, sagte er auf der Notenbankerkonferenz in Jackson Hole, Wyoming.