Preise und Geldpolitik

US-Inflationsdruck lässt weiter nach

Trotz steigender Wohnkosten hat der Inflationsdruck in den USA weiter nachgelassen. Damit dürfte so gut wie sicher sein, dass die Notenbank nach zehn Straffungen in Folge am Mittwoch eine Zinspause einlegen wird.

US-Inflationsdruck lässt weiter nach

US-Inflationsdruck lässt weiter nach

Der Teuerungsdruck in den USA hat im Mai weiter nachgelassen. Bei den Verbraucherpreisen wurde der geringste Anstieg seit über zwei Jahren gemessen. Zwar trugen die steigenden Wohnkosten zur nach wie vor hohen Kerninflation bei. Dennoch gilt als sicher, dass die Fed nun eine Zinspause einlegen wird. 

det Washington

US-Inflationsdruck lässt weiter nach

Niedrigste Verbraucherinflation seit März 2021 – Ökonomen rechnen nun mit Zinspause

det Washington

Der Inflationsdruck hat in den USA im Mai weiter nachgelassen und dürfte bei der am Dienstag beginnenden Sitzung des Offenmarktausschusses (FOMC) der Notenbank eine Zinspause zementiert haben. Wie das Bureau of Labor Statistics (BLS) des Arbeitsministeriums berichtete, stiegen die saisonbereinigten Verbraucherpreise im Mai um 0,1% und im Vorjahresvergleich um 4,0%. Im April hatten sich Konsumgüter um 0,4% und auf Jahressicht um 4,9% verteuert. Bei der Jahresrate des Consumer Price Index (CPI) handelte es sich um niedrigsten Wert seit März 2021. Damals begannen die Preise kräftig zu steigen und erreichten mit einem Plus von 9% im Juni letzten Jahres den höchsten Stand seit 41 Jahren.  

Weniger optimistisch stimmt allerdings die Kernrate der Inflation, bei der die schwankungsanfälligen Energie- und Lebensmittelpreise ausklammert sind. Ohne Berücksichtigung der beiden volatilen Komponenten kletterten die Preise um 0,4% und verglichen mit dem Vorjahr um 5,3%. Zuvor hatten die Kernraten bei 0,4% und 5,5% gelegen. Zwar lagen die Gesamtraten etwas unterhalb der Markterwartungen. Die Kernraten hingegen entsprachen exakt den Prognosen der meisten Bankvolkswirte.

Während Energie- und Lebensmittelpreise die Inflationsrate in Schach hielten, zogen die Wohnkosten ein weiteres Mal kräftig an. Energieprodukte verbilligten sich um 3,6% und im Vorjahresvergleich um 11,7%. Lebensmittel waren um 0,2% und gegenüber Mai 2022 um 6,7% teurer, erreichten aber nicht annähernd dieselben Steigerungsraten, die bis Anfang dieses Jahres gemessen worden waren. Laut BLS leisteten Wohnkosten, die um 0,6% und auf Jahressicht um 8,0% zulegten, den größten Beitrag zur Teuerungsrate. 

Grund dafür sind steigende Mieten sowie hohe Hypothekenzinsen und der relativ geringe Bestand an Immobilien, die zum Verkauf stehen. Verwunderlich ist aus der Sicht von Experten hingegen die Tatsache, dass die Gebrauchtwagenpreise wie zuvor auf Monatssicht um 4,4% hochschossen. Zuvor hatten diese angesichts der weitgehend überwundenen Lieferkettenstörungen mehrere Monate in Folge nachgegeben. Deutlich teurer waren auch Transportdienste. 

Längere Zinspause möglich

Nach Darstellung von Bantleon-Ökonom Andreas Busch „ist die immer deutlicher zu erkennende Abschwächung bei Kerndienstleistungen ohne Mieten positiv zu bewerten”. Diese Komponente habe die Fed zuletzt im Visier gehabt, weil kein nachlassender Preisdruck zu beobachten war. Mit den Zahlen vom Mai „dürften diese Bedenken weiter an Kraft verlieren.” Busch rechnet damit, sofern auch künftige Daten eine nachlassende Dynamik bei der Inflation signalisieren, dass der FOMC sowohl am Mittwoch als auch bei der Sitzung am 25. und 26. Juli auf weitere Zinserhöhungen verzichten wird. 

Etwas kritischer bewertet Erik Norland, Senior Economist bei der CME Group, den jüngsten CPI. Er betont den stärker als erwarteten Anstieg der Kernrate. „Die Hauptverantwortung dafür tragen die hohen Mieten, die 34% des Verbraucherpreisindex ausmachen und auf Jahressicht um 8% stiegen.“ Gleichwohl rechnet Norland damit, dass sich der Inflationsdruck mittelfristig abschwächen wird.

Wie der Ökonom feststellt, deuten mehrere Indikatoren darauf hin, dass sich der Preisauftrieb bei vermieteten Eigenheimen deutlich entschleunigt hat und die Mieten teilweise sogar zu sinken beginnen. Auch betont Norland, dass die Inputpreise auf Großhandelsebene erkennbar geringeren Inflationsdruck signalisieren. Dies werde durch die Einkaufsmanagerindizes des Institute for Supply Management (ISM) für das verarbeitende Gewerbe und für Dienstleister bestätigt, so der Experte.

Angesichts des insgesamt günstigen Inflationsszenarios gilt nun als sicher, dass das FOMC am Mittwoch eine Zinspause beschließen wird. Mit zehn Straffungen in Folge hatten die Währungshüter seit März vergangenen Jahres den Leitzins von 0 bis 0,25% um 5 Prozentpunkte auf einen Zielkorridor von 5,0 bis 5,25% hochgeschraubt. Das FedWatch Tool der CME Group unterstellte nach Veröffentlichung der Verbraucherpreise mit einer Wahrscheinlichkeit von über 90%, dass die Zielzone nun unverändert bleiben wird.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.