Arbeitsmarkt

US-Jobmotor brummt weiter

Der US-Arbeitsmarkt hat im Dezember weiter zugelegt. Das Stellenwachstum übertraf die Erwartungen, und die Arbeitslosenquote fiel auf 3,5%. Zudem signalisieren geringere Lohnsteigerungen, dass die Inflation weiter nachlassen könnte.

US-Jobmotor brummt weiter

det Washington

Trotz steigender Zinsen und der andauernden Sorgen um eine mögliche Rezession steht der US-Arbeitsmarkt weiter unter Dampf. Wie das Bureau of Labor Statistics (BLS) des Arbeitsministeriums berichtete, wurden ohne Berücksichtigung des Agrarsektors im Dezember 223000 neue Jobs geschaffen. Erwartet hatten Ökonomen ein Plus von etwa 200000. Die Arbeitslosenquote sank überraschend von revidierten 3,6% auf 3,5% und befindet sich nun auf einem Stand, den die Notenbank als Vollbeschäftigung ansieht. Die durchschnittlichen Stundenlöhne stiegen gegenüber November um 0,3% und im Vorjahresvergleich um 4,6%. Bankvolkswirte hatten Zunahmen um 0,4% und 5,0% vorausgesagt.

Angeführt wurde der Aufschwung erneut von dem Gast- und Freizeitgewerbe, wo es zu 67000 Neueinstellungen kam. Im Bildungs- und Gesundheitswesen wurden 55000 Arbeitsplätze geschaffen, dazu kamen 28000 weitere in der Bauwirtschaft und 20000 im Bereich der Sozialhilfe. Deutlich geringere Zuwächse ermittelte das BLS im Einzelhandel, der Transportwirtschaft und dem verarbeitenden Gewerbe. Fachdienstleister strichen hingegen 6000 Stellen.

Günstige Aussichten

Experten bewerteten die Arbeitsmarktlage durchweg positiv. „Wir haben einerseits einen starken Stellenaufbau“, sagte Erik Norland, Senior Economist bei der CME Group. „Gleichzeitig deutet das moderate Lohnwachstum, das hinter den Erwartungen zurückblieb, darauf hin, dass der Inflationsdruck nachlässt.“ Für ermutigend hält der Experte auch die Tatsache, dass die Arbeitslosenquote nachgab, und zwar trotz des leichten Anstiegs der Partizipationsrate, die im Dezember bei 62,3% lag.

Chris Varvares, Ökonom bei S&P Global, fügte hinzu, dass das Stellenwachstum sich gegenüber 2021 zwar verlangsamt habe, die Beschäftigungslage aber dennoch als robust zu bewerten sei. „Wenn die US-Wirtschaft tatsächlich in eine Rezession abgleiten sollte, dann hat der Arbeitsmarkt davon jedenfalls bisher nichts mitbekommen“, sagte er.

Nach der Veröffentlichung des Berichts signalisierte das Fedwatch Tool der CME Group, dass mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit der Offenmarktausschuss (FOMC) der Notenbank bei seiner nächsten Sitzung Ende Januar und Anfang Februar die Zielzone für den Leitzins um 25 Basispunkte anheben wird. Während des abgelaufenen Jahres hatte das FOMC den Zielkorridor, der derzeit bei 4,25 bis 4,5% liegt, insgesamt sieben Mal hochgeschraubt.

Wie aus dem Protokoll der letzten Sitzung im Dezember hervorging, planen die Währungshüter, auch 2023 weitere Zinserhöhungen zu beschließen, wegen des nachlassenden Preisdrucks wohl aber mit einem geringeren Tempo als bisher. Wie die Dot-Plot-Grafik im Dezember signalisierte, rechnen die FOMC-Mitglieder bis Jahresende im Schnitt mit einem Leitzins von 4,6%. Neel Kashkari, Präsident der Federal Reserve Bank von Minneapolis, erwartet hingegen, dass die Federal Funds Rate auf 5,4% steigen wird.

Zu den Sorgen um einen möglichen Konjunktureinbruch trug allerdings der jüngste Bericht des Institute for Supply Management (ISM) für Dienstleister bei. Der Index rutschte im Dezember um 6,9 Prozentpunkte auf 49,6% und signalisiert zum ersten Mal seit 20 Monaten eine Kontraktion. Zuvor hatte auch der Einkaufsmanagerindex von S&P Global, der von 46,2 auf 44,7 Punkte fiel, auf eine Schrumpfung hingedeutet.