US-Manager kritisieren Energiewende

Dennoch ist Deutschland bester Standort in Europa

US-Manager kritisieren Energiewende

ge Berlin – Die neue schwarz-rote Koalition kann bei US-Unternehmen in Deutschland nicht wirklich punkten. In der jüngsten Umfrage der Amerikanischen Handelskammer hierzulande (AmCham) bekommt die Wirtschafts- und Industriepolitik fast genauso viele negative wie positive Bewertungen, was AmCham-Präsident Bernhard Mattes auch auf das bisher wenig koordinierte Vorgehen bei der Energiewende zurückführt. Generell befürchten mehr als sieben von zehn Befragten, dass die hohen Energiepreise das Geschäft und die eingespielten Liefer- und Kooperationsketten bedrohen. Gerade diese Zuliefernetzwerke werden von 86 % der US-Unternehmen als einer der wichtigsten Standortfaktoren hierzulande gelobt. Sorge bereiten den Töchtern von US-Konzernen aber auch die steigenden Arbeitskosten. Nur 11 % bewerten sie als gut oder sehr gut, während reichlich ein Drittel der Top-Manager hier Verschlechterungen befürchtet. “Diese Skepsis ist ein Warnsignal”, betonte Mattes, der hauptberuflich Chef der Kölner Ford-Werke ist – “der Standort Deutschland sollte nicht noch teurer werden”.Trotz der hohen Energiekosten, des “hässlichen Flecks” auf Deutschlands weißer Weste, so AmCham-Vizepräsident Ralf Brinkmann, ist das Land weiterhin der mit Abstand attraktivste Investitionsstandort in Europa. Fast jede dritte amerikanische Firma sieht Deutschland vorn, gefolgt von Großbritannien (17 %), Polen (12 %) und Frankreich, das nur noch für 7 % der US-Manager spitze ist. Allerdings verliert Europa insgesamt an Bedeutung, sehen doch drei Viertel der Befragten Asien in zehn Jahren als wichtigsten Industriestandort weltweit. Dem Heimatmarkt der US-Konzerne trauen immerhin 14 % der Manager diese Rolle zu. “Wenn wir jetzt nicht handeln, wird Europa eine wirtschaftliche Fußnote”, warnt denn auch Mattes. “Glänzende Perspektiven”Der hohen Wertschätzung entsprechend beteuern fast 60 % der Unternehmen, ihre Aktivitäten in Deutschland in den nächsten drei bis vier Jahren ausbauen zu wollen – “die Perspektiven bleiben glänzend”, schwärmt Mattes. Fast vier von fünf Befragten rechnen in diesem Jahr mit steigenden Umsätzen (siehe unten stehende Grafik). 2014 dürfte sich aus Sicht der US-Unternehmen zu einem überdurchschnittlichen Geschäftsjahr mausern. Der Umfrage zufolge dürfte nur 2010 besser gewesen sein, als die Wirtschaft nach dem tiefen Konjunktureinbruch des Vorjahres wieder aufatmen konnte.Einen zusätzlichen Wachstumsschub erhoffen sich zwei Drittel der US-Manager durch einen erfolgreichen Abschluss der transatlantischen Handels- und Investitionspartnerschaft. Die damit geplanten Erleichterungen könnten in Europa rund 400 000 Arbeitsplätze ermöglichen, davon 160 000 in Deutschland. An der Umfrage beteiligten sich Top-Manager von 44 US-Konzernen in Deutschland, die für einen Jahresumsatz von mehr als 92 Mrd. Euro mit fast 180 000 Beschäftigten stehen.