US-Notenbank hält vorerst Kurs

Fed-Chef Powell "unzufrieden" mit zu geringer Inflation - US-Wirtschaft wächst 2019 um 2,3 Prozent

US-Notenbank hält vorerst Kurs

Während die US-Wirtschaft im Schlussquartal 2019 mit moderatem Tempo gewachsen ist, hat die Notenbank ihre Absicht bekräftigt, auch künftig am bestehenden Leitzins festhalten zu wollen. US-Präsident Donald Trump hat indes den Druck auf die Fed verstärkt, die Zinsen weiter zu senken.det Washington – Gestützt vom Privatkonsum, von dem wieder stärkeren Häusermarkt und höheren Exporten hat die Wirtschaftsleistung in den USA im Schlussquartal 2019 um annualisiert 2,1 % zugelegt. Der Wert entsprach sowohl den Markterwartungen als auch der annualisierten Zunahme des Bruttoinlandsprodukts (BIP), welches das Handelsministerium für das dritte Quartal ermittelt hatte. Im gesamten abgelaufenen Jahr wuchs die Wirtschaft um 2,3 %, also deutlich geringer als 2018, als die Wachstumsrate noch 2,9 % erreicht hatte. Großes GefälleUnverändert ist das weiterhin große Gefälle zwischen Verbraucherausgaben auf der einen und Unternehmensinvestitionen auf der anderen Seite. Gerade angesichts der niedrigen Inflation wird dies die US-Währungshüter im weiteren Jahresverlauf jedenfalls vor interessante Aufgaben stellen. So schraubten Konsumenten ihre Ausgaben nicht so deutlich hoch wie im zweiten und dritten Quartal, leisteten aber erneut einen maßgeblichen Beitrag zum BIP, welches zu fast 70 % aus dem Privatkonsum besteht. Die Unternehmensinvestitionen gaben hingegen aufs Jahr hochgerechnet um 6,1 % nach. Das spiegelt die andauernde Schwäche in der Industrie wider. Als einer der wenigen Lichtblicke waren darunter noch Investitionen in den Bau von Eigenheimen auszumachen, die kräftig anzogen. Positiv schlugen auch staatliche Ausgabenprogramme zu Buche, die um 2,7 % stiegen. Auffallend war die Rolle des Außenhandels. Ausfuhren kletterten annualisiert um 1,4 %. Bei Importen ermittelte das Ministerium hingegen ein Minus von 8,7 % – insbesondere als Ergebnis der Einfuhrzölle.Für die Notenbank, die 2019 dreimal den Leitzins heruntergesetzt hat, besteht angesichts des verhaltenen Wachstums, welches die pessimistischen Prognosen vom vergangenen Herbst dennoch übertroffen hat, die vorrangige Herausforderung darin, die Inflation ein wenig anzuheizen. So lag die Teuerungsrate am PCE-Preisindex, gemessen 2019, bei nur 1,4 % – verglichen mit einer Zunahme um 2,1 % im Jahr 2018. Klammert man die schwankungsanfälligen Benzin- und Lebensmittelpreise aus, dann betrug das bevorzugte Inflationsmaß der Fed vergangenes Jahr 1,6 %. 2018 hatte diese sogenannte Kernrate bei 1,9 % gelegen.Folglich machte Notenbankchef Jerome Powell nach der ersten Sitzung des Offenmarktausschusses (FOMC) in diesem Jahr am Mittwoch keinen Hehl aus seiner Ratlosigkeit angesichts des dauerhaft geringen Preisdrucks. Demnach sei die Fed “nicht zufrieden” damit, dass die Preissteigerungsrate sich ausgerechnet “in einer so fortgeschrittenen Phase der Expansion und sehr niedriger Arbeitslosigkeit” weiterhin unterhalb des Inflationsziels von 2 % bewegt. Obwohl er der Wirtschaft insgesamt gute Noten ausstellte, meinte der Fed-Chef, dass “die Inflation sich eigentlich nach oben bewegen sollte”.Obwohl man auf den ersten Blick glauben könnte, dass die Fed nun leichtes Spiel hat und entweder am bestehenden Leitzins festhält oder diesen herabsetzt, um sowohl das Wachstum anzukurbeln als auch die Inflationsrate nach oben zu drücken, trügt der Schein. So warnen viele Ökonomen davor, dass weitere Zinssenkungen im Falle einer Konjunkturabschwächung den Handlungsspielraum der Währungshüter zu sehr einengen würden.Auch könnte sich Powell dann dem Vorwurf aussetzen, dem anhaltenden Druck seitens des Weißen Hauses nachgegeben zu haben. So hat Präsident Donald Trump, der plötzlich die Staatsschulden von über 23 Bill. Dollar als Reizthema entdeckt hat, seine Forderung nach weiteren Zinssenkungen erneuert. “Wir würden uns dann auf die Refinanzierung und Abzahlung der Schulden konzentrieren”, twitterte Trump.Das sind teilweise widersprüchliche Interessen, die Powell und die übrigen FOMC-Mitglieder folglich in ihrer Absicht bestätigt haben, es für den Tagesgeldsatz auch künftig beim Zielkorridor von 1,5 % bis 1,75 % bewenden zu lassen.