US-Notenbanker streiten über weiteren Zinskurs

Schwacher Jahresauftakt der Wirtschaft hallt nach

US-Notenbanker streiten über weiteren Zinskurs

ms Frankfurt – Angesichts des schwachen Jahresauftakts der US-Wirtschaft ringen US-Notenbanker auf offener Bühne um den weiteren Kurs der Federal Reserve. Während die Chefin der regionalen Fed Cleveland, Loretta Mester, gestern sagte, die Fed dürfe sich nicht von einer raschen Zinserhöhung abbringen lassen, sprach sich James Bullard, Chef der Fed St. Louis, gegen eine rasche Anhebung aus und stellte auch den bisherigen Fed-Ausblick von drei Erhöhungen im Jahr 2017 infrage.Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in den USA hatte in den ersten drei Monaten nur um aufs Jahr hochgerechnet 0,7 % zugelegt – das kleinste Plus seit drei Jahren. Nach der Zinssitzung vergangene Woche hatte die Fed das als Ausreißer gewertet. Die neuen Aussagen deuten indes an, dass zumindest einige Notenbanker verunsichert sind. Die große Frage aktuell ist, ob die Fed ihren Leitzins im Juni erneut anhebt. Im März hatte sie ihn auf 0,75 bis 1,0 % erhöht.”Auch in schnelllebigen Zeiten sollten wir uns bei den einlaufenden Wirtschaftsdaten nicht zu Überreaktionen hinreißen lassen”, sagte Notenbankerin Mester gestern laut Reuters. Sie verwies darauf, dass die Fed immerhin ihr Ziel Vollbeschäftigung erreicht habe und bei der Inflation dem angestrebten Wert von 2 % nahe sei. Die Notenbank müsse nicht mit einer weiteren Straffung der Geldpolitik warten, bis auch dieses Ziel erfüllt sei.Der Chef der Fed von San Francisco, John Williams, hatte bereits am Freitag Sorgen vor einer Überhitzung der Wirtschaft erkennen lassen. Der Zuwachs an Arbeitsplätzen müsse in den kommenden Jahren auf ein “tragbareres Tempo” gedrosselt werden, sagte er. Bereits Mitte April hatte Williams im Interview der Börsen-Zeitung gemahnt, die Fed müsse ihren Straffungskurs fortsetzen, um ein Überhitzen zu verhindern (vgl. BZ vom 12. April).Bullard äußerte sich dagegen gestern enttäuscht über die Entwicklung der heimischen Wirtschaft. Das schwache Wachstum der Konsumausgaben sei besorgniserregend, und auch die Inflation sei zuletzt enttäuschend gewesen. Wegen der schwächeren Konjunktur setzt sich Bullard dafür ein, die Zinsen in diesem Jahr höchstens ein weiteres Mal zu erhöhen. Er warf die Frage auf, ob eine Anhebung bereits im Juni sinnvoll sei. Dies würde die Sorge aufkommen lassen, dass sich die Fed vom Kalender und den Erwartungen der Märkte beeinflussen lasse.