Debatte über Zinspolitik

US-Notenbankerin Daly sieht Inflation noch nicht als definitiv besiegt an

Die Inflation in den USA ist deutlich gesunken. Experten sehen deshalb den Zinserhöhungszyklus der Fed als beendet an und viele spekulieren bereits auf rasche und deutliche Zinssenkungen. US-Notenbankerin Mary Daly widerspricht im Interview: Für Entwarnung bei der Inflation sei es zu früh.

US-Notenbankerin Daly sieht Inflation noch nicht als definitiv besiegt an

US-Notenbankerin mahnt Wachsamkeit der Fed an

Daly: Nicht voreilig Sieg über Inflation verkünden – Stopp-Start-Geldpolitik verhindern

ms Frankfurt
Interview Seite 8

Knapp zwei Wochen vor der Zinssitzung der Fed Mitte Dezember macht US-Notenbankerin Mary Daly klar, dass es aus ihrer Sicht zu früh für Entwarnung in Sachen Inflation ist, dass der Zinserhöhungszyklus keineswegs schon beendet sein muss und dass Zinssenkungen aktuell überhaupt kein Thema sind. „Wir wollen auf keinen Fall den Fehler der 1970er Jahre wiederholen und einen Sieg verkünden, der noch nicht unser ist“, sagt die Präsidentin der regionalen Fed San Francisco im Interview der Börsen-Zeitung. Die wirtschaftliche Lage schätzt sie optimistisch ein.

Die Fed kommt am 13. und 14. Dezember zur letzten Zinssitzung des Jahres zusammen. An diesem Samstag beginnt die „Blackout-Period“, in der die Notenbanker öffentlich schweigen müssen. Die Spannung vor der Sitzung ist groß. Zwar wird gemeinhin erwartet, dass die Fed ihren Leitzins erneut unverändert bei 5,25% bis 5,5% lässt. Die Inflation in den USA ist deutlich gesunken. Sie ist aber weiter zu hoch und die US-Wirtschaft präsentiert sich recht robust. Vor allem aber nehmen Spekulationen auf rasche Zinssenkungen zu – was zu einer Lockerung der Finanzkonditionen führt.

Daly sagt nun zwar, dass die jüngsten Inflationsdaten „ermutigend“ gewesen seien. Die Inflation sei aber noch nicht unbedingt besiegt. „Das Schlimmste, was wir den Amerikanern antun können, ob es sich nun um Unternehmen, Haushalte, Verbraucher oder kommunale Gruppen handelt, ist eine Stopp-Start-Geldpolitik, bei der wir die Zinserhöhungen stoppen, dann aber merken, dass wir noch nicht fertig sind und wir später noch mehr Arbeit leisten müssen.“

Für Daly ist es deshalb auch noch zu früh zu sagen, ob es tatsächlich keine Zinserhöhungen mehr geben wird. „Wir sollten uns jetzt Zeit lassen, wachsam bleiben und überlegt handeln“, sagt sie. „Wenn wir zunehmende Beweise dafür hätten, dass die Inflation entweder wieder anzieht oder auch nur nicht weiter zurückgeht, würden wir nicht zögern zu handeln und den Zins weiter anheben.“ Das sei aber „aktuell nicht unser Basisszenario“. Eine erneute Zinspause im Dezember will sie allerdings derzeit noch nicht bestätigen: „Ich möchte keine Sitzung vom Tisch nehmen, weil wir laufend Daten sammeln.“

Rasche und deutliche Zinssenkungen, wie sie Marktteilnehmer 2024 erwarten, sieht Daly aktuell nicht. „Ich denke im Moment überhaupt nicht über Zinssenkungen nach. Ich denke darüber nach, ob wir genug Straffung im System haben und ausreichend restriktiv sind, um die Preisstabilität wiederherzustellen.“ Hintergrund ist auch eine recht optimistische Sicht auf die US-Wirtschaft. „Ich sehe aktuell keine Rezession am Horizont.“

Lesen Sie hier das vollständige Interview mit Mary Daly.