US-Regierung spielt in Khashoggi-Affäre auf Zeit

Finanzminister hält Diskussion über Sanktionen für verfrüht - Kritik aus den eigenen Reihen wächst

US-Regierung spielt in Khashoggi-Affäre auf Zeit

sp New York – Die US-Regierung sieht sich nach dem gewaltsamen Tod des Journalisten Jamal Khashoggi im saudi-arabischen Konsulat in Istanbul mit wachsendem Druck aus den Reihen der eigenen Partei konfrontiert, Sanktionen gegen den Ölstaat zu verhängen. Doch auch wenn die Erklärung des Königreiches vom Wochenende, dass Khashoggi vor zwei Wochen nach einem Faustkampf im Konsulat ums Leben gekommen sein soll, nicht einmal US-Präsident Donald Trump überzeugte, spielt seine Administration in der Affäre weiter auf Zeit.Noch sei es zu früh, über Sanktionen gegen Saudi-Arabien zu diskutieren, erklärte US-Finanzminister Steven Mnuchin am Sonntag in Jerusalem. Am Montag wurde Mnuchin im Rahmen einer mehrtägigen Reise in den Mittleren Osten in der saudi-arabischen Hauptstadt Riad erwartet. Seine Teilnahme an der heute beginnenden Future Investment Initiative hatte Mnuchin in der vergangenen Woche abgesagt. Gemeinsam gegen den IranDie Beziehung zum Königshaus in Riad seien von kritischer Bedeutung für die USA, um den Ambitionen des Iran in der Region entgegenzuwirken und die Finanzierung von Terroristen zu bekämpfen, erklärte Mnuchin in Jerusalem. Seine Botschaft beim Besuch in Saudi-Arabien werde sein, dass die beiden Länder “sehr wichtig Aufgaben haben, auf die wir uns weiterhin konzentrieren werden”.Die USA wollten an der Beziehung zu Riad festhalten und gleichzeitig auf den Boden der Tatsachen zum Tod Khashoggis vorstoßen, sagte Mnuchin, der sich generell für die Bestrafung von Verstößen gegen die Menschenrechte aussprach und die Tür für Sanktionen offen ließ.US-Präsident Donald Trump, der trotz des mutmaßlich aus Riad in Auftrag gegebenen Mordes an Khashoggi an Waffenexporten im Volumen von mehr als 100 Mrd. Dollar nach Saudi-Arabien festhalten will, denke mittlerweile über eine formelle Reaktion nach, berichten US-Medien unter Berufung auf Insider. Zuvor hatten über das Wochenende US-Kongressabgeordnete beider Parteien die Regierung in Washington aufgefordert, Sanktionen zu verhängen. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan kündigte am Wochenende an, das seine Regierung alle Erkenntnisse zum Tod von Khashoggi vor zwei Wochen in Istanbul veröffentlichen werde.