US-Arbeitsmarkt

US-Stellenwachstum geringer als angenommen

Der Stellenaufbau in der US-Wirtschaft blieb im Juni zwar hinter den Erwartungen zurück. Gleichwohl dürfte der leicht zunehmende Lohndruck sicherstellen, dass Ende Juli eine weitere Zinserhöhung beschlossen wird.

US-Stellenwachstum geringer als angenommen

US-Jobwachstum schwächer als erwartet

Amtlicher Bericht widerspricht Zahlen von ADP – Fed wird dennoch auf Kurs bleiben und weiter straffen

Der US-Arbeitsmarkt legt weiter mit stetem Tempo zu, ist im Juni aber weniger gewachsen als bisher angenommen. Obwohl der Beschäftigungsaufbau geringer ausfiel als erwartet, dürfte der andauernde Lohndruck sicherstellen, dass die Notenbank Ende Juli eine weitere Zinserhöhung beschließen wird.

det Washington

Der US-Jobmarkt hat mit einem geringeren Stellenwachstum als erwartet im Juni für eine faustdicke Überraschung gesorgt. Wie das Bureau of Labor Statistics (BLS) des Arbeitsministeriums meldete, entstanden außerhalb der Landwirtschaft nur 209.000 neue Arbeitsplätze. Bankvolkswirte hatten einen Anstieg um 240.000 erwartet. Die Zahl für Mai wurde zudem um 33.000 auf 306.000 nach unten revidiert. 

Die Arbeitslosenquote gab um 0,1 Prozentpunkte auf 3,6% nach. Die Notenbank dürfte ihren Fokus in erster Linie auf die Lohnentwicklung richten. Die durchschnittlichen Stundenlöhne stiegen um 0,4% und im Vorjahresvergleich um 4,4%, also etwas stärker als im Mai. Experten hatten aber mit einem weiter nachlassenden Lohndruck gerechnet.

Der relative geringe Beschäftigungsaufbau kam unerwartet, weil am Donnerstag der Bericht des Personaldienstleisters Automatic Data Processing (ADP) Hinweise auf einen boomenden Arbeitsmarkt geliefert hatte. ADP zufolge entstanden im Juni im Privatsektor 497.000 neue Jobs. Diskrepanzen zwischen den amtlichen Zahlen und denen von ADP sind nicht ungewöhnlich, allerdings selten so groß. Der Personaldienstleister erfasst nur den Privatsektor und spiegelt die Beschäftigungslage bei 500.000 Firmen mit über 25 Millionen Mitarbeitern wider. Das Ministerium hingegen berücksichtigt auch den öffentlichen Sektor und stützt sich bei der Ermittlung der Beschäftigungszahlen auf Stichproben aus den einzelnen Bereichen.

Mehr öffentlich Bedienstete

Den größten Beitrag zu dem insgesamt nur verhaltenen Wachstum leistete der Staat, der 60.000 Mitarbeiter einstellte. Im Gesundheitswesen entstanden 41.000 neue Jobs, während im Sozialbereich 24.000 und in der Bauwirtschaft 23.000 Personen eine neue Beschäftigung fanden. Jeweils 21.000 neue Stellen entstanden im Gast- und Freizeitgewerbe sowie bei Fachdienstleistern. Unerwartet war vor allem das geringe Wachstum im Gastgewerbe, das seit dem Ende der Corona-Pandemie eine der treibenden Kräfte hinter dem Aufschwung am Jobmarkt gewesen war. Kaum verändert war die Beschäftigungslage im verarbeitenden Gewerbe, im Bergbau, der Öl- und Gasförderung sowie dem Großhandel. Die Partizipizationsrate lag den vierten Monat in Folge bei 62,6%.

Die Bewertungen der Analysten waren durchwachsen. Wie der frühere Fed-Gouverneur Roger Ferguson erwartet, wird den Währungshütern vor allem aufgefallen sein, dass die Löhne sowohl in der Monats- als auch der Jahresrate etwas kräftiger stiegen als im Vormonat. „Die höheren Löhne schüren die Dienstleistungsinflation und deuten darauf hin, dass noch etwas mehr Straffung erforderlich sein wird“, so Ferguson. Er räumte ein, dass sich der Arbeitsmarkt abzukühlen beginnt. Dies zeige sich auch an der Tatsache, dass das Stellenwachstum für Mai und April um 110.000 nach unten korrigiert wurde. Gleichwohl glaubt der ehemalige Notenbanker, „dass eine weiche Landung möglich ist, und wenn es zu einer Rezession kommen sollte, diese milde und von kurzer Dauer sein wird“.

| Quelle:

Trotz des geringeren Stellenaufbaus schätzt Erik Norland, Senior Economist bei der CME Group, deren Fed WatchTool im Juli fest mit einer Zinserhöhung rechnet, die Zukunftsaussichten insgesamt positiv ein. Er verweist auf die Arbeitslosenquote von nur 3,6% und 9,8 Millionen offene Stellen, die das BLS für Mai meldete. „Dies deutet auf weiter robuste Nachfrage nach Arbeitskräften hin, selbst dann, wenn sich die Wirtschaft als Folge der Zinserhöhungen verlangsamt.“

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.