US-Verbraucherstimmung

US-Verbraucher im Stimmungs­tief

Die hohe Inflation drückt die Stimmung der US-Konsumenten und führt zu spürbaren Einbußen bei deren Lebensstandard. Ökonomen fürchten, dass der wachsende Pessimismus die Konsumausgaben abwürgen und das Wachstum bremsen könnte.

US-Verbraucher im Stimmungs­tief

det Washington

Die steigende Inflation hat im November kräftig auf die Stimmung der US-Konsumenten geschlagen. Der Index der Verbraucherstimmung der Universität von Michigan rutschte um 6,8% auf 66,8 Punkte ab und fiel damit auf den tiefsten Stand seit zehn Jahren. Im Vorjahresvergleich gab der Sammelindex um 13,1% nach. Einbußen wurden sowohl bei der Bewertung der aktuellen Lage als auch der Einschätzung der künftigen Aussichten erfasst. Als Hauptgrund nennt der für die Studie zuständige Chefvolkswirt Richard Curtin die „eskalierende Inflation und die wachsende Überzeugung, dass bisher noch keine effektive Politik formuliert oder umgesetzt wurde, um den daraus entstandenen Schaden zu beheben“.

Demnach hätten viele der be­fragten Haushalte angegeben, dass sie als Folge des Kaufkraftverlustes bereits mit einem sinkenden Lebensstandard zu kämpfen haben. Dies treffe insbesondere auf ältere Menschen sowie Bezieher niedriger Einkommen zu, so der Ökonom. Zudem rechne die Hälfte der Konsumenten trotz steigender Nominallöhne wegen der Inflation im kommenden Jahr mit realen Einkommenseinbußen.

Über Preissteigerungen bei Immobilien, Autos und anderen langlebigen Konsumgütern haben dem Index zufolge mehr Verbraucher geklagt als in jeder anderen Befragung seit mehr als 50 Jahren. Der Experte kritisierte insbesondere die Tatsache, dass Politiker die Inflation wiederholt als „vorübergehend“ beschreiben. Dies impliziere, dass es bei den Versorgungsengpässen und der Arbeitskräfteknappheit zu „Selbstkorrekturen“ kommen werde und die Haushalte den daraus resultierenden Inflationsdruck problemlos aussitzen könnten. Stattdessen habe die Coronavirus-Pandemie „zu Störungen geführt wie in keiner vergangenen Rezession“ und sei zudem „eng verflochten mit politischen, parteiischen Interpretationen wirtschaftlicher Entwicklungen“.

Der Verbraucherstimmung kommt in den USA deswegen zentrale Bedeutung zu, weil die Konsumausgaben fast 70% des Bruttoinlandsprodukts (BIP) ausmachen und Experten darauf hinweisen, dass die hohe Inflation den Privatkonsum drosseln und somit das Wirtschaftswachstum und die Erholung nach der Krise bremsen könnte. Gegen Ende des Monats veröffentlicht auch das Conference Board seinen Bericht zum Verbrauchervertrauen, welches nach drei monatlichen Rückgängen im Oktober leicht zugelegt hatte.

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