US-Verbraucher zeigen sich ausgabenfreudig
Von Sebastian Schmid, New YorkDie US-Konjunktur sendet weiter gemischte Signale und macht es damit schwer, den Kurs der US-Notenbank Fed zu prognostizieren, deren nächste geldpolitische Sitzung am 14. und 15. Juni ansteht. Am Dienstag meldete das US-Wirtschaftsministerium das kräftigste monatliche Plus bei den persönlichen Ausgaben binnen sieben Jahren. Im April zogen diese um 1 % gegenüber dem Vormonat an. Allerdings hatten sie im März auch nur stagniert. US-Volkswirte sprachen von einem Ausgabestau, der sich in vorangegangenen Monaten gebildet habe. Mit 0,7 % hatten von Thomson Reuters befragte Ökonomen im Schnitt daher bereits einen kräftigen Anstieg einkalkuliert. Der Einzelhandelsumsatz war im April um satte 3 % gestiegen – das größte Plus seit Mai 2015. Die persönlichen Einkommen legten im April derweil laut US-Wirtschaftsministerium mit 0,4 % in etwa so kräftig zu wie prognostiziert und damit ebenso stark wie bereits im Vormonat. Die Konsumpreise kletterten um 0,2 % – ebenfalls wie im Durchschnitt erwartet.Während die US-Verbraucher im April lange nicht gesehene Ausgabenfreude zeigten, ist die Stimmung zuletzt offenbar ins Negative gekippt. Das vom Conference Board gemessene Verbrauchervertrauen ist überraschend um mehr als 2 Punkte auf 92,6 Zähler und damit auf ein Sechsmonatstief gefallen. Prognostiziert worden war ein Anstieg um mehr als 2 Zähler. Vor allem der Blick nach vorn fällt so pessimistisch wie lange nicht aus. Der Erwartungsindex für die kommenden sechs Monate ist auf 79 Zähler gefallen. Das ist der niedrigste Wert seit Februar 2014. Die Bewertung der aktuellen Situation verschlechterte sich von 117,1 auf 112,9 Indexpunkte. Allerdings muss dies nicht bedeuten, dass die im April angesprungene Ausgabenfreude im Mai oder Juni schon wieder abebbt. Die Befragung ergab ebenfalls, dass eine wachsende Zahl amerikanischer Haushalte im kommenden halben Jahr größere Anschaffungen wie ein Auto oder ein Haus geplant hat. Zudem steht das vom Conference Board gemessene Verbrauchervertrauen im Widerspruch zur jüngsten Erhebung der Universität Michigan, deren Konsumklimaindex vergangene Woche für Mai einen kräftigen Vertrauensanstieg gemessen hatte.Auch andere Indizes ließen keine klare Richtung für die US-Konjunktur erkennen. Der Case-Shiller-Index ermittelte für 20 US-Metropolen im März einen durchschnittlichen Anstieg der Häuserpreise um 5,4 %. Das war ein etwas kräftigeres Plus als prognostiziert. Dabei setzten sich die Trends der vergangenen Monate fort. Die Preise im Westen des Landes steigen derzeit deutlich stärker als im Osten. Portland (Oregon), Seattle (Washington) und Denver (Colorado) legten jeweils prozentual zweistellig zu. Mit unter 2 % zogen die Preise in Washington D. C. und Chicago (Illinois) am schwächsten an. Passend dazu fiel der Einkaufsmanagerindex in Chicago im Mai überraschend unter den Wert von 50 Punkten und damit in den Bereich, der Kontraktion markiert.