US-Volkswirte rechnen nun mit früherem Zinsschritt
Von Sebastian Schmid, New YorkDie US-Notenbank Federal Reserve hat die US-Leitzinsspanne in der Juli-Sitzung zwar wie erwartet unverändert gelassen. Allerdings scheint die Zuversicht, dass eine Anhebung des Zinsniveaus noch in diesem Jahr erfolgen könnte, deutlich gestiegen zu sein. Nach der Betonung der zahlreichen Risiken in den vergangenen Sitzungen hieß es nun, die “kurzfristigen Risiken sind zurückgegangen”. Auch am US-Arbeitsmarkt haben die Mitglieder des Offenmarktausschusses der Fed eine bessere Entwicklung ausgemacht. Die Haushaltsausgaben werden zudem als “stark wachsend” beschrieben.Entsprechend durften sich viele US-Ökonomen am Mittwoch auf dem falschen Fuß erwischt fühlen. Die Experten von Morgan Stanley hatten etwa unlängst in einer Studie noch darauf hingewiesen, vor Ende 2017 keinen Zinsschritt mehr zu erwarten. Nun sehen manche Marktbeobachter diesen sogar schon in der anstehenden September-Sitzung kommen. Die Ökonomen von IHS Global Insight gehen zwar nicht so weit, erwarten aber, dass von einem Einbruch der Konjunkturdaten abgesehen zumindest noch ein Zinsschritt im laufenden Turnus zu erwarten ist – “wahrscheinlich im Dezember”.Die Ökonomen von Wrightson ICAP stellten ebenfalls fest, dass der Abschlussbericht der Fed deutlich stärkere Hinweise auf eine mögliche Zinsanhebung gibt, als sie erwartet hatten. Auch Millan Mulraine von TD Securities sieht eine insgesamt weniger vorsichtige Formulierung des Abschlussberichts, hält aber an der Einschätzung fest, dass der nächste Zinsschritt frühestens Mitte 2017 erfolgen wird. Ein weiterer Rückgang der Risikofaktoren könne den Zeitplan zwar beschleunigen. Auf eine September-Anhebung deute aber nichts hin. Das sieht Roberto Perli, Partner von Cornerstone Macro, gänzlich anders. “Wir bleiben offen für einen Zinsschritt im September, wollen uns diesbezüglich aber nicht festlegen.” Warten auf Jackson HoleEinige Volkswirte wiesen darauf hin, dass die Fed sich explizit zurückgehalten haben dürfte mit Hinweisen auf den Zeitpunkt für den möglichen nächsten Zinsschritt. Chairwoman Janet Yellen will im August in Jackson Hole eine Rede halten und dort Gelegenheit haben, ihre Auffassung detaillierter darzulegen als in einem kurzen Abschlussbericht der Zinssitzung. Zumal bis dahin noch neue Daten ins Kalkül einbezogen werden können.Am Donnerstag berichtete das US-Arbeitsministerium einen Anstieg der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in der Woche zum 23. Juli um 14 000 Stück. Eine Trendwende am Arbeitsmarkt wird damit indes nicht angedeutet. Der Vier-Wochen-Schnitt bei den Erstanträgen ging um weitere 1 000 auf 265 500 zurück. Seit dem Frühjahr 2009 sind die Erstanträge mehr oder weniger stetig zurückgegangen und bereits seit 73 Wochen unter 300 000 Stück.