US-Wirtschaft erleidet Schwächeanfall

Wachstumsrate im ersten Quartal auf niedrigstem Stand seit 2014

US-Wirtschaft erleidet Schwächeanfall

det Washington – Zurückhaltende Verbraucher und eine schwache Investitionstätigkeit haben die US-Konjunktur zu Jahresbeginn belastet. Nach Angaben des Handelsministeriums legte die Wirtschaft im ersten Quartal annualisiert nur um 0,5 % zu, so wenig wie seit zwei Jahren nicht mehr. Grund zum Optimismus geben Ökonomen zufolge lediglich die anhaltend niedrige Arbeitslosenquote und der erneute Aufschwung am Häusermarkt. Analysten sehen sich nach den jüngsten Wachstumsdaten in ihrer Einschätzung aber bestärkt, dass die US-Notenbank angesichts der fragilen Konjunktur vorläufig von weiteren Zinserhöhungen Abstand nehmen wird.Bankvolkswirte hatten mit einer höheren Wachstumsrate um 0,7 % gerechnet. Im Schlussquartal 2015 hatte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) annualisiert noch um 1,4 % zugelegt. Als enttäuschend wurde der verhaltene Anstieg der privaten Konsumausgaben im ersten Quartal bewertet. Die Konsumausgaben machen immerhin fast 70 % des BIP aus. Verbraucher schraubten ihre Ausgaben nur um 1,9 % hoch, das niedrigste Plus seit Anfang 2015. Im Quartal zuvor hatte das Handelsministerium noch eine Steigerung um 2,4 % gemeldet.Zurückhaltung wurde trotz der niedrigen Treibstoffpreise unter anderem beim Kauf von Autos und anderen langlebigen Gütern geübt. Im Gegenzug legten Privathaushalte deutlich mehr Geld auf die hohe Kante. Die Sparquote stieg auf 5,2 % und liegt damit wieder über dem Stand während der Finanzkrise. Volkswirte werten dies als Zeichen dafür, dass Konsumenten vorsichtig bleiben und sich der Konjunkturoptimismus in Grenzen hält.Ein tiefer Einbruch wurde bei den Unternehmensinvestitionen gemessen. Sie gaben im Berichtszeitraum um 5,9 % nach. Einen so deutlichen Rückgang hatte es zuletzt während der Rezession vor 7 Jahren gegeben. Angesichts der vergleichsweise schwachen Verbrauchernachfrage bauten Unternehmen auch ihre Lagerbestände deutlich ab. Das zeigt sich explizit bei Konzernen in der Energieindustrie, deren Investitionstätigkeit unter dem Ölpreisverfall leidet. Auch machte der im ersten Quartal stärkere Dollar Exporteuren zu schaffen. So drückte der Außenhandel die Wachstumsrate um 0,34 Prozentpunkte. Fed wird weiter abwartenHardliner in den Reihen der Fed, die eher früher als später wieder an der Zinsschraube drehen wollen, werden bei der April Sitzung des Offenmarktausschusses auf den zunehmenden Preisdruck hinweisen. So stieg der PCE Preisindex, dem die privaten Konsumausgaben zugrunde liegen, im ersten Quartal um 2,1 %. Im vorigen Quartal hatte die Teuerungsrate noch bei 1,3 % gelegen. Den PCE Index wird von den Währungshütern besonders genau beobachtet.”Unterm Strich deuten diese Zahlen darauf hin, dass die US-Wirtschaft 2016 auf Kurs für eine weitere enttäuschende Wachstumsrate um 2 % ist”, meinte Paul Ashworth, Chefökonom beim Wirtschaftsforschungsinstitut Capital Economics. Ian Sheperdson, Chefvolkswirt bei Pantheon Economics, stellte fest, dass der Bericht durchaus “düster aussieht”. Gleichwohl sei damit zu rechnen, dass sich gerade angesichts des robusten Arbeitsmarkts “die Aussichten im zweiten Quartal wieder aufhellen werden”.Dass sich der Aufschwung am Arbeitsmarkt fortsetzt, wird vom anhaltend niedrigen Stand der Erstanträge auf Arbeitslosengeld unterstrichen. Diese stiegen zwar während der vergangenen Woche nur geringfügig, liegen aber mit 257 000 weiterhin auf einem vergleichsweise sehr niedrigen Niveau.Ungeachtet des zunehmenden Preisdrucks und der Lage am Arbeitsmarkt glauben jedenfalls die meisten Analysten, dass Notenbankchefin Janet Yellen und andere Tauben in den Reihen des FOMC sich angesichts der jüngsten Wachstumszahlen in ihrer geldpolitischen Zurückhaltung bestätigt sehen werden.