US-Konjunktur

US-Wirtschaft schwächelt etwas

Das harte Winterwetter in den USA hat Spuren beim Einzelhandel und der Industrie hinterlassen, die im Februar überraschende Einbußen erlitten. Die Fed dürfte heute an ihrer expansiven Geldpolitik festhalten. Sie muss aber auch die steigende Inflation und die verbesserten Konjunkturaussichten im Auge behalten.

US-Wirtschaft schwächelt etwas

det Washington

Einbrüche im Einzelhandel und bei der Industrieproduktion dürften die US-Notenbank während der laufenden Sitzung ihres Offenmarktausschusses (FOMC) in ihren Plänen bestätigen, weiter an der ultralockeren Geldpolitik festzuhalten. Erwartet wird, dass das Lenkungsgremium heute sowohl am Nullzins festhalten wie auch die Anleihekäufe von monatlich 120 Mrd. Dollar fortsetzen wird. Gleichwohl dürfte Fed-Chef Jerome Powell bei der Pressekonferenz mit Fragen darüber konfrontiert werden, inwieweit die Zentralbank angesichts der günstigeren Konjunkturaussichten womöglich erwägen könnte, die Geldpolitik früher als derzeit geplant zu straffen. Mit Spannung werden daher auch die aktualisierten Konjunkturprognosen erwartet, welche die Notenbank alle drei Monate veröffentlicht.

Nach Angaben des Handelsministeriums gaben die Erlöse im Einzelhandel im Februar saisonbereinigt um 3,0% nach. Bankvolkswirte hatten mit einem Minus von 0,8% gerechnet. Im Januar hatten Einzelhändler ihre Verkaufszahlen noch um 7,6% steigern können. Zu dem Umsatzrückgang trugen die Winterstürme in weiten Teilen der USA und mehrtägige Stromausfälle in Texas maßgeblich bei. Positiv heben Ökonomen allerdings hervor, dass in vielen Sektoren, die vergangenen Monat Einbußen erlitten hatten, die Verkaufszahlen noch deutlich über dem Vorjahresniveau lagen – unter anderem bei Autos, Möbeln sowie im Sportwaren- und Buchhandel.

Aufschwung im Frühjahr

Analysten relativierten den Rückgang als Ausreißer und rechnen im März mit einer kräftigen Erholung in der Branche. Wie das Forschungsinstitut Oxford Economics schreibt, „werden Verbraucher aufgrund des wärmeren Wetters und der großzügigen Direktzahlungen, die als Folge des neuen Konjunkturgesetzes be­reits auf dem Weg sind, die Folgen des harten Winters schnell abschütteln können“.

Sam Bullard, Ökonom bei Wells Fargo Securities, stellt außerdem fest, „dass der Einzelhandel einen kräftigen Impuls von den überschüssigen Ersparnissen der Verbraucher erhalten wird, die sich während der Pandemie angehäuft haben“. Sobald die Lockdowns komplett aufgehoben werden, sei zu erwarten, dass ein beträchtlicher Teil des Geldes in den Privatkonsum fließen wird, ist Bullard überzeugt.

Das harte Winterwetter schlug auch auf die US-Industrie durch. Wie die Notenbank berichtete, schrumpfte die Industrieproduktion im Februar um 2,2%. Erwartet hatten Experten einen Anstieg um 0,5%. Zuvor hatte die Fertigung in der Industrie vier Monate in Folge zugelegt. Besonders enttäuschend waren die Zahlen im verarbeitenden Gewerbe, wo die Fed einen Rückgang um 3,1% ermittelte. Zuvor waren seit Mai vergangenen Jahres ununterbrochene Zunahmen gemessen worden. Deutlich schlechter als im Vormonat schnitt auch der Bergbau ab. Lediglich Versorgungsunternehmen profitieren von dem Winterwetter und steigerten ihre Produktion um 7,4%.

Importpreise legen weiter zu

Derweil könnten höhere Importpreise die Debatte über die relative Schwäche des Arbeitsmarkts auf der einen und der Gefahr steigender Inflation sowie einer konjunkturellen Überhitzung auf der anderen Seite anheizen. Laut Arbeitsministerium verteuerten sich Importe im Februar um 1,3%. Die Preise lagen 3,0% über dem Vorjahresniveau – der stärkste jährliche Anstieg seit Oktober 2018. Noch stärker war der Preisanstieg bei Ausfuhren, die um 1,6% und gegenüber Februar 2020 um 5,2% teurer waren – die deutlichste Zunahme seit Juni 2018.

In weiterhin robuster Verfassung präsentiert sich der US-Häusermarkt. Zwar gab der Index des Dachverbandes National Association of Home Builders (NAHB), der die Stimmung bei Bauunternehmen widerspiegelt, im März um 2 Zähler auf 82 Punkte nach. Als Gründe dafür nannte NAHB-Präsident Chuck Fowke höhere Zinsen und Materialkosten. Er betonte aber, dass „die Nachfrage unverändert groß“ sei.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.