US-Wirtschaft trotzt der Pandemie
det Washington
Die Zahl der Neuinfektionen geht in den USA, dem mit am schwersten von der Coronakrise betroffenen Land, seit Wochen zurück. Im Februar sanken die Neuinfektionen beinahe konstant. Zwar erreichten die USA mit 500000 Corona-Toten einen tragischen Meilenstein. Dennoch wächst der Optimismus, dass bis zum Sommer das Schlimmste überwunden sein könnte und die Wirtschaft schon im zweiten Quartal wieder auf Touren kommen wird.
Bestätigt wurde die insgesamt positive Stimmung nun von den Frühindikatoren des Forschungsinstituts Conference Board. Der Sammelindex stieg im Januar um 0,5% und übertraf somit die von Volkswirten vorausgesagte Zunahme um 0,3%. Im Dezember hatten die Frühindikatoren um 0,4% zugelegt. Nach Angaben von Conference-Board-Ökonom Ataman Ozyildirim waren die Zuwächse weit verbreitet und dürften sich im Verlaufe der ersten Jahreshälfte weiter verbessern. „Je schneller die Impfungen voranschreiten, desto stärker wird sich der Arbeitsmarkt erholen, auch wird sich das Wachstum weiter beschleunigen“, meinte der Ökonom.
Ungeachtet der bedrückenden Wegmarke einer halben Million Todesopfer sprechen Daten insgesamt dafür, dass Optimismus berechtigt ist. Seit der zweiten Januarwoche, als täglich über 4000 Todesopfer gemeldet wurden, ist die Zahl der neuen Fälle nämlich um mehr als zwei Drittel und die der Einlieferungen in Krankenhäuser um 56% zurückgegangen. Nachdem der ehemalige Präsident Donald Trump mit der „Operation Warp Speed“ in den letzten Monaten seiner Amtszeit die Entwicklung neuer Impfstoffe deutlich vorangetrieben hatte, hat dessen Nachfolger Joe Biden deren Verbreitung weiter beschleunigt.
Beschleunigte Impfaktionen
Mit staatlichen Geldern wurden Tausende neuer Impfstellen eingerichtet und zusätzliches Personal eingestellt, um die Spritzen zu verabreichen. Täglich werden 1,7 Millionen Amerikaner geimpft, vorrangig Ärzte, Pflegepersonal, ältere Menschen und Vorerkrankte. Bald könnten vier Impfstoffe auf dem Markt sein. Neue Studien haben nun ergeben, dass einige stark genug sind, um eine zweite Spritze womöglich überflüssig zu machen.
Zusammengenommen bedeuten diese positiven Entwicklungen nach Ansicht der medizinischen Forschungsgruppe Phicor, dass in den USA bis Juli Herdenimmunität erreicht werden könnte. Ungewissheit über den weiteren Verlauf der Pandemie herrscht dennoch. Zum einen ist unklar, wie sich Varianten des Virus in den USA weiterentwickeln werden. Zudem warnt Anthony Fauci, Amerikas oberster Immunologe, vor einer voreiligen Lockerung oder Missachtung von Kontaktbeschränkungen. „Wir nähern uns nämlich der Zielgeraden, und gerade jetzt dürfen wir nicht die Zügel schleifen lassen“, sagte Fauci.
Die Fortschritte bei der Bekämpfung der Pandemie schüren insbesondere den Konjunkturoptimismus. So erwartet die unabhängige Haushaltsbehörde Congressional Budget Office (CBO) nach jüngsten Schätzungen bis zur Jahresmitte Wachstum auf Vorkrisenniveau und rechnet für 2021 mit einer Zunahme der Wirtschaftsleistung um 3,7%.
Wachsender Optimismus
Dabei sind andere sogar zuversichtlicher. Die US-Notenbank schraubte ihre Wachstumsprognose für 2021 im Dezember von 4,0 auf 4,2% nach oben. Angesichts der Erfolge bei den Impfungen könnte die Fed bei ihrer März-Sitzung die Voraussage weiter hochsetzen. Der Bankenverband Institute of International Finance (IIF) hält sogar ein Plus von 6,5% im laufenden Jahr für möglich.
Aufhellen wird sich dadurch unter anderem die Stimmung im Einzelhandel, wo der Umsatzsprung um mehr als 5% im Januar bereits positiv überraschte. Aufatmen könnten nun auch das Gast- und Freizeitgewerbe, wo während der vergangenen zwölf Monate 3,9 Millionen, also fast 23% aller Jobs gestrichen wurden. Dort dürfte eine kräftige Erholung einsetzen, die von dem neuen Konjunkturpaket, mit dessen Verabschiedung im März gerechnet wird, weiteren Auftrieb erhalten würde.