US-Wirtschaft unter Dampf

Erneut kräftiges Wachstum im Sommerquartal - Sorge wegen Handelsstreit - Fed bleibt auf Kurs

US-Wirtschaft unter Dampf

Gestützt von deutlich höheren Verbraucherausgaben ist die US-Wirtschaft auch im dritten Quartal wieder robust gewachsen. Nachdenklich stimmt Experten vor dem Hintergrund des eskalierenden Konflikts mit China allerdings der negative Beitrag, den der Außenhandel leistete. det Washington – Angetrieben vom Privatkonsum ist die US-Wirtschaft im dritten Quartal erneut kräftig gewachsen – und sogar etwas stärker als erwartet. Wie das US-Handelsministerium am Freitag berichtete, nahm das Bruttoinlandsprodukt (BIP) von Juli bis September annualisiert um 3,5 % zu. Befragte Bankvolkswirte hatten eine Wachstumsrate von 3,4 % vorausgesagt. Im vorangegangenen Quartal war ein Plus von 4,2 % und von Januar bis März ein aufs Jahr hochgerechneter Anstieg der Wirtschaftsleistung um 2,2 % gemessen worden.Beflügelt von steigenden Einkommen, günstigen Konjunkturaussichten und weit verbreitetem Verbrauchervertrauen schraubten Konsumenten ihre Ausgaben um 4,0 % hoch, womit die stärkste Zunahme seit fast vier Jahren erfasst wurde. Auf anhaltenden Optimismus deutet auch der jüngste Index der Verbraucherstimmung der Universität Michigan hin. Dieser gab zwar im Oktober von 100,1 auf 98,6 Punkte nach, wie das Institut am Freitag in Michigan nach einer zweiten Schätzung mitteilte. Dieser Wert signalisiert aber nach wie vor ausgeprägten Optimismus, vor allem in Bezug auf die Bewertung der gegenwärtigen Wirtschaftslage. Die verfügbaren Privateinkommen legten laut Handelsministerium in der Berichtsperiode um 4,1 % zu. Positiv schlugen auch Lagerinvestitionen sowie höhere Staatsausgaben zu Buche.Negativ fiel dagegen der Außenhandel ins Gewicht. Bereits am Donnerstag hatte das Handelsministerium für September den vierten Anstieg des Defizits im Warenhandel in Folge gemeldet. Eine dämpfende Wirkung entfalteten auch die Wohnungsbauinvestitionen, die verglichen mit dem vorangegangenen Quartal nachgaben. Trotz des insgesamt positiven Berichts melden immer mehr Ökonomen Zweifel an, ob die positive Stimmung unter Verbrauchern ausreichen wird, um die Schwäche im Warenhandel zu kompensieren.So brachen die Warenausfuhren im dritten Quartal um auffallend hohe 7,0 % ein. Dem stand ein Anstieg der Importe um 10,3 % gegenüber. Zuvor waren die Exporte noch deutlich gestiegen. Die Entwicklung unterstreicht aber zugleich, wie stark die angespannten Beziehungen sowohl zu China als auch im Verhältnis zu Europa bereits auf die Gesamtwirtschaft durchschlagen. Die Zunahme der Ausfuhren von April bis Juni war nämlich eine temporäre Erscheinung und ließ sich vor allem auf die gesteigerten Auslandsverkäufe von Sojabohnen zurückführen. US-Landwirte hatten damit entsprechenden Vergeltungszöllen gegen ihre Produkte zuvorkommen wollen. Experten vertreten daher die Ansicht, dass die Zahlen vom dritten Quartal akkurater die Folgen der Handelskonflikte für die Gesamtkonjunktur widerspiegeln.Interessant dürfte während der kommenden Tage und Wochen auch sein, wie sich die Dynamik zwischen US-Präsident Donald Trump und der Fed entwickelt. Zuletzt hatte Trump seine Kritik an den Zinserhöhungen verschärft, wovon sich aber Notenbankchef Jerome Powell und dessen Kollegen im Offenmarktausschuss (FOMC) keineswegs beirren ließen. Ausgegangen wird auch davon, dass das solide Wachstum die Notenbank in ihrem Vorsatz bestärkt, an weiteren Zinserhöhungen festzuhalten. Der PCE-Preisindex betrug zuletzt an der Gesamtrate sowie der Kernrate gemessen 1,6 %. Zuvor waren Werte von 2,0 % und 2,1 % erfasst worden.Das unterstrich auch Richard Clarida, der neue Fed-Vize. Er sagte am Donnerstag, dass das stärker als erwartete Wachstum und eine niedrigere als bisher angenommene strukturelle Arbeitslosigkeit Anlässe seien, um die graduellen Zinserhöhungen fortzusetzen. Zudem berge es die Gefahr einer Überhitzung, wenn die Währungshüter zu lange einen Leitzins beibehielten, der unter dem neutralen Satz liege.