US-Wirtschaft verliert an Tempo

Starker Dollar bremst die Exporteure - Zunächst keine unmittelbaren Folgen für Geldpolitik erwartet

US-Wirtschaft verliert an Tempo

Deutlich gestiegene Einfuhren und der empfindliche Rückgang der Exporte haben der US-Wirtschaft im Schlussquartal 2016 einen kräftigen Dämpfer verpasst. Im laufenden Jahr rechnen Experten erneut mit einem eher hakeligen Wachstum.det Washington – Die US-Wirtschaft ist im letzten Quartal des vergangenen Jahres annualisiert nur noch um 1,9 % gewachsen. Analysten hatten im Mittel eine Rate von 2,2 % erwartet; im dritten Quartal lag das Plus noch bei 3,5 %. Vor allem die schwachen Exporte haben zu dieser Abschwächung geführt. Das Gesamtjahr ist damit nach Angaben des Bureau of Economic Analysis (BEA) nur um 1,6 % gewachsen. Das ist die niedrigste Rate seit 2011.Positiv schlugen in der Berichtsperiode der Privatkonsum und die Investitionen zu Buche. Eine Zunahme wurde sowohl bei Anlageinvestitionen als auch Lagerinvestitionen gemessen. Die Ausgaben der Staaten und Gemeinden legten ebenfalls zu, was aber durch Ausgabenkürzungen seitens des Bundes kompensiert worden ist.Die Exportabschwächung liegt zum einen am gestiegenen Dollarkurs zum anderen an der geänderten Konkurrenzlage. Zur Jahresmitte hatten US-Sojabohnenexporteure noch von den schlechten Ernten in Brasilien und Argentinien profitiert und die Nettoausfuhren nach oben gedrückt. Insgesamt brachen die US-Ausfuhren von Oktober bis Dezember um 4,3 % ein. Gleichzeitig legten die Importe um 8,1 % zu. Durch das Handelsdefizit wurde das Wachstum um 1,7 Prozentpunkte gedrückt.Mark Yusko, Chef von Morgan Creek Capital Management, rechnet auch im laufenden Jahr mit bestenfalls moderatem Wachstum. Sollte Trump tatsächlich teure Infrastrukturinvestitionen tätigen, “könnte dies einen Verdrängungseffekt entfalten und die Konjunktur sogar leicht bremsen”, mutmaßt Yusko, der erneut eine Wachstumsrate von unter 2 % für möglich hält. Die unabhängige Behörde Congressional Budget Office (CBO) rechnet 2017 mit einem BIP-Plus von 2,3 % und 2018 von nur 1,9 %. Trump dagegen behauptet, dass mit einer Kombination aus Infrastrukturinvestitionen, Steuerreform und Deregulierung in den USA eine jährliche Wachstumsrate von 4 % erreicht werden kann. Inwieweit diese Entwicklung die Geldpolitik der US-Notenbank ändert, sind sich Ökonomen nicht sicher. Sie werde zunächst weitere Daten abwarten, heißt es.Enttäuschend war im Dezember vor allem der Rückgang der Auftragseingänge für langlebige Güter. Laut Handelsministerium gaben die Bestellungen gegenüber dem Vormonat um 0,4 % nach. Befragte Bankvolkswirte hatten im Schnitt einen Anstieg um 2,6 % erwartet. Auch wurde für November die Zahl auf minus 4,8 % nach unten korrigiert. Ohne Berücksichtigung der schwankungsanfälligen Transportkomponente legten die Orders im Vormonat allerdings um 0,5 % zu.Für eine positive Überraschung sorgte dagegen der Index der Verbrauchererwartungen der Universität Michigan. Im Januar kletterte der Index von 98,2 auf 98,5 Punkte und erreichte damit den höchsten Stand seit 2004. Entscheidend für den Optimismus unter Konsumenten sind demnach die in ihren Augen günstigeren Aussichten für die Konjunktur und den Arbeitsmarkt sowie eine positivere Bewertung der Wachstumsaussichten in den kommenden fünf Jahren.