US-Wirtschaft wächst um 2,1 Prozent

Erwartungen übertroffen - Ökonomen gehen dennoch von einer Zinssenkung aus

US-Wirtschaft wächst um 2,1 Prozent

Die US-Wirtschaft ist im zweiten Quartal aufs Jahr hochgerechnet um 2,1 % gewachsen und hat damit die Markterwartungen übertroffen. Obwohl auch der Inflationsdruck zugenommen hat, gehen Ökonomen davon aus, dass die Notenbank kommende Woche an Plänen für eine Zinssenkung festhalten wird.det Washington – Gestützt vom Privatkonsum und einem deutlichen Anstieg der Staatsausgaben ist die amerikanische Wirtschaft von April bis Juni stärker gewachsen, als Volkswirte vorausgesagt hatten.Nach Angaben des Handelsministeriums legte das annualisierte Bruttoinlandsprodukt (BIP) in der Berichtsperiode um 2,1 % zu. Erwartet hatten die Märkte ein Plus von etwa 1,9 %. Von Januar bis März hatte die aufs Jahr hochgerechnete Wachstumsrate bei 3,1 % gelegen.Die Verbraucher schraubten ihre Ausgaben um 4,3 % hoch, nachdem sie sich im ersten Quartal noch zurückgehalten hatten und beim Privatkonsum von Januar bis März ein Plus von lediglich 1,1 % verzeichnet wurde. Ein besonders deutlicher Zuwachs wurde bei den Ausgaben für langlebige Güter gemessen. Obwohl die verfügbaren Privateinkommen stiegen, legten Haushalte weniger Geld auf die hohe Kante. So fiel die Sparquote im zweiten Quartal von 8,5 auf 8,1 %. Positiv fielen auch die Ausgaben und Investitionen des Bundes ins Gewicht, die um 7,9 % anzogen. Gedrückt wurde die Wachstumsrate wie erwartet von Investitionen, die um 5,5 % nachgaben und somit das geringste Wachstum seit 2015 aufwiesen. Um mehr als 5 % sanken auch die Ausfuhren. Inflationsdruck steigtEin weiteres Argument, das neben dem relativ soliden Wachstum eigentlich dagegen sprechen müsste, dass der Offenmarktausschuss (FOMC) der Notenbank kommende Woche den Leitzins herabsetzt, ist der zunehmende Inflationsdruck. So betrug der PCE-Preisindex, das bevorzugte Inflationsmaß der Währungshüter, an der Gesamtrate gemessen 2,3 %. Im ersten Quartal hatte dieser bei nur 0,4 % gelegen. Die Kernrate, welche schwankungsanfällige Energie- und Lebensmittelpreise ausklammert, erreichte nach 1,1 % im ersten Quartal nun 1,8 %.Uneins sind Ökonomen darüber, inwieweit der jüngste Bericht tatsächlich Einfluss auf den Entscheidungsprozess bei der Fed haben wird, von der kommende Woche die erste Zinssenkung seit Dezember 2008 erwartet wird. Wie aus dem Fed Watch Tool der Options- und Terminbörse CME Group hervorgeht, liegt die Wahrscheinlichkeit einer Senkung um 25 Basispunkte bei etwa 80 %. Der Möglichkeit, dass das FOMC sogar beschließt, die Federal Funds Rate um einen halben Prozentpunkt zurückzunehmen, wird eine Chance von etwa 20 % eingeräumt. Die Zielzone für den Leitzins liegt derzeit zwischen 2,25 und 2,5 %.Nach Ansicht des Nationalökonomen Austan Goolsbee, der unter dem früheren Präsidenten Barack Obama Vorsitzender des Council of Economic Advisors (CEA) war, weiß die Fed sehr wohl, dass die Wirtschaft sich nicht in sonderlich starker Verfassung befindet. “Nach dem Zuckerrausch, den wird nach den Ende 2017 beschlossenen Steuersenkungen erlebten, sind wir nun mit einem Plus von knapp über 2 % wieder auf den Boden der Realität zurückgekehrt.” Folglich sei ungeachtet der jüngsten Zahlen kommenden Mittwoch mit einer monetären Lockerung zu rechnen, glaubt Goolsbee. Druck von Trump Sollte die Notenbank auf eine Senkung verzichten, so Goolsbee, dann wäre dies nicht ökonomisch, sondern politisch motiviert. “Das Einzige, was die Fed von einem Zinsschritt abhalten könnte, wäre Präsident Donald Trump”, sagt der Ökonom. Auf keinen Fall würde sich nämlich Notenbankchef Jerome Powell dem Vorwurf aussetzen wollen, dass er nur wegen des Drucks, den Trump auf die Währungshüter ausübt, den Geldhahn wieder aufgedreht hat.Bestätigt werden könnte das Lenkungsgremium in Plänen für eine monetäre Lockerung dadurch, dass die Wachstumsrate exakt den eigenen Prognosen entspricht, die der anvisierten Zinssenkung zugrundeliegen. Für 2019 rechnet die Fed mit einer Zunahme der BIP um 2,1 % und 2020 einem Plus von 2,0 %. Die PCE-Kernrate übertraf im zweiten Quartal allerdings die Voraussage der Zentralbank, die für 2019 1,5 % beträgt.