Verbraucher halten die Konjunktur am Laufen

GfK rechnet mit deutlich höheren Ausgaben der privaten Haushalte in Europa - Sorge wegen Sparquote

Verbraucher halten die Konjunktur am Laufen

lz Frankfurt – Der private Konsum in Deutschland und in Europa wird im laufenden Jahr als Stütze der Konjunktur fungieren. Wie die Ökonomen der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) in Nürnberg prognostizieren, wird der private Verbrauch in Deutschland preisbereinigt um 1,5 % zulegen (nominal um etwa 2,3 %) und in der EU real wohl zwischen 1,0 und 1,5 % ansteigen.”Die Verbraucher sind in Kauflaune und werden es vermutlich auch in den kommenden Monaten bleiben”, betont GfK-Experte Rolf Bürkl und verweist zum einen auf die gesunkenen Energiepreise und zum anderen auf die niedrigen Zinsen. Letztere hätten die Sparneigung auf einem historischen Tiefstand getrieben. “Wer nach den täglich notwendigen Ausgaben noch Geld zur Verfügung hat, wird dies weiterhin nicht auf die Bank bringen, sondern ausgeben”, vermutet GfK-Vorstandschef Matthias Hartmann.GfK-Ökonom Bürkl bewertete die Ausgabenlust der Deutschen indes durchaus kritisch. “Das unzureichende Sparen in der Gegenwart – insbesondere für die Altersvorsorge – nimmt der Volkswirtschaft die Konsummöglichkeiten der Zukunft”, sagte er. Das sei “ein sehr großes Risiko auch im Blick auf Altersarmut”.Die GfK hofft, dass die Konsumlaune im laufenden Jahr auch deshalb weiter anhält, weil die bisher immer wieder aufgetretenen Irritationen sich legen werden. 2014 habe die Verunsicherung der Verbraucher nach einem guten Auftakt wegen der Krisen und Konflikte in der Ukraine und im Nahen Osten zunächst wieder stark zugenommen. Zudem sei die wirtschaftliche Entwicklung in vielen Staaten Europas nicht so gut verlaufen, wie prognostiziert worden war. Das habe für Enttäuschung gesorgt. Erst später sei wieder eine Beruhigung eingetreten. Inzwischen hätten sich die Ökonomien in Europa aber wieder erholt, und in vielen Ländern habe sogar eine Trendwende am Arbeitsmarkt eingesetzt. Damit steige die Chance auf höhere Einkommen. Entsprechend stellte die GfK in ihrer monatlichen Verbraucherumfrage auch eine deutlich aufgehellte Verbraucherstimmung fest. Derzeit seien die Verbraucher in so guter Shopping-Stimmung wie seit mehr als 13 Jahren nicht mehr.Der GfK-Index für das Konsumklima im Februar stieg zuletzt auf 9,3 Punkte. Viele Verbraucher handelten nach dem Motto: “Dann lasse ich es heute krachen, wenn ich sowieso nichts für das Geld auf der Bank bekomme”, schilderte GfK-Experte Wolfgang Adlwarth seinen Eindruck. Auch der Mindestlohn, so Bürkl, werde in Deutschland “zumindest kurzfristig” die Kauflaune positiv beeinflussen. In der EU lag der Index bei 5,5 Zählern – Tendenz weiter steigend. Speziell die Franzosen geben sich aber recht zurückhaltend. Lag der Indikator im Mai noch bei – 5,8 Zähler, stand er im Dezember schon bei – 15,7 Punkten. Dass die Anschaffungsneigung und Einkommenserwartung zuletzt wieder gestiegen sind, dürfte auf eine leichte Besserung auch für 2015 hoffen lassen, erwartet die GfK. Vor allem aber zeigt der Trend in den Euro-Krisenländern Portugal, Spanien und Griechenland deutlich nach oben.Ihr Geld geben die Deutschen laut GfK am liebsten für Häuser und Eigentumswohnungen aus. Die Verbraucher bauten “ihre Festung, ihre Burg” weiter aus, beschreibt Adlwarth. Dabei handle es sich nicht um kleine Vorhaben wie Streichen oder Tapezieren, sondern um aufwendige Aktionen wie die Renovierung oder Erneuerung von Heizung, Bad, Dach oder Fassade. Auch für Reisen werde mehr ausgegeben. Der Einzelhandel, bei dem ein knappes Drittel der privaten Ausgaben hängen bleibt, dürfte nach Ansicht der GfK von dem erwarteten Plus 2015 indes nur wenig profitieren.Zumindest profitierten die Einzelhändler in der Eurozone insgesamt. Wie Europas Statistikbehörde Eurostat meldet, fuhren sie mit 2,8 % zum Vorjahresmonat das größte Umsatzplus seit fast acht Jahren ein. “Billiges Öl schiebt die Wirtschaft in der Eurozone an, jetzt haben wir auch den Beleg in den Konjunkturdaten”, sagte Ökonom Teunis Brosens von der ING-Bank. “Vor allem der Nichtlebensmittelbereich scheint von der größeren Kaufkraft der Konsumenten zu profitieren.” Hier legten die Einzelhandelsumsätze überdurchschnittlich um 3,5 % zu. In Spanien stiegen die Erlöse insgesamt um 6,6 %, in Deutschland um 4 %. In Frankreich hingegen gab es nur ein Plus von 1,5 %.