Verbraucher werden vorsichtiger
Noch erfüllen die deutschen Verbraucher ihre Funktion als Wachstumsstütze und sorgen für eine rege Binnennachfrage. Ganz unbeeindruckt von den um sich greifenden Konjunktursorgen angesichts der Unsicherheitsfaktoren sind sie aber nicht mehr. Geringere Einkommensaussichten dämpfen die Konsumlaune.ba Frankfurt – Zum Ende des zweiten Quartals zeichnet sich immer stärker ab, dass sich die Sorgen um die konjunkturelle Entwicklung hierzulande wohl materialisieren werden. Nun hat sich auch bei den Verbrauchern, einer der Wachstumsstützen der deutschen Wirtschaft, die Stimmung weiter eingetrübt. So prognostiziert die GfK für Juli einen Rückgang ihrer Konsumbarometer um 0,3 auf 9,8 Punkte im Monat zuvor – dies ist der niedrigste Stand seit April 2017. Zuletzt sind die Unternehmensstimmung, gemessen am Ifo-Geschäftsklimaindex, aber auch die ZEW-Konjunkturerwartungen und der Sentix-Konjunkturindex weiter gesunken.Immer mehr Ökonomen erwarten nun für das zweite Quartal ein rückläufiges Bruttoinlandsprodukt (BIP). Ein recht optimistisches Bild zeigt da noch das DIW-Konjunkturbarometer, das im Juni zwar weiter nachgegeben hat, aber dennoch ein Plus von 0,1% für das laufende Vierteljahr im Vergleich zum Vorquartal signalisiert. Im Startabschnitt 2019 hat die Wirtschaft noch überraschend kräftig um 0,4 % zugelegt. DIW-Konjunkturchef Claus Michelsen erklärt die Verschnaufpause der Wirtschaft im Frühsommer auch damit, dass die Beschäftigten Ende April mehr Urlaub als üblich genommen und so weniger produziert hätten.Bei den Verbrauchern zeigte sich im Juni ein sehr uneinheitliches Bild: Für den zweiten Rückgang in Folge war im Wesentlichen der spürbare Rückgang der Einkommenserwartung verantwortlich, wohingegen die Anschaffungsneigung sogar zugelegt hat und die seit Beginn des Jahres 2018 währende Talfahrt der Konjunkturerwartungen “zumindest für diesen Moment” gestoppt ist, kommentierte GfK-Experte Rolf Bürkl das Ergebnis der monatlichen Umfrage unter rund 2 000 Konsumenten (siehe Grafik). Die Konjunkturstimmung hat sich auf niedrigem Niveau stabilisiert – auch wenn die globale Konjunkturabkühlung, die anhaltenden Diskussionen um den Brexit sowie der Handelskonflikt mit den USA weiter die Stimmung belasteten. Jobangst wird spürbarDen “herben Rückschlag” bei der “zuletzt überaus stabilen” Einkommenserwartung führt Bürkl darauf zurück, dass infolge der sich mehrenden Stimmen, die von einem Ende des Beschäftigungsbooms sprechen, bei einer Reihe von Verbrauchern die Furcht vor Jobverlust gestiegen ist. Bürkl denkt dabei insbesondere an die Beschäftigten in der Automobilindustrie und bei deren Zulieferern, da “diese Branche auch durch die Transformation vom Verbrennungsmotor hin zur E-Mobilität geprägt” sei. Offenbar würden nicht wenige befürchten , “dass für die Herstellung der Elektrofahrzeuge künftig deutlich weniger Arbeitskräfte benötigt werden”, so Bürkl. Ein Indiz, dass Unternehmen bei Neueinstellungen zurückhaltender werden, liefert das ebenfalls gestern veröffentlichte Ifo-Beschäftigungsbarometer, das im Juni um 0,3 auf 100,0 Punkte gefallen ist. Noch aber würden die Neueinstellungen die Entlassungen übersteigen, sagte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe.Die Konsumlaune bleibe trotz des immer weniger dynamischen Beschäftigungsaufbaus bislang ungebrochen, die Anschaffungsneigung hat laut Bürkl die Verluste aus dem Mai wieder mehr als wettgemacht. Der private Verbrauch bleibt damit weiter Stütze der Konjunktur – dies ist umso wichtiger, als sich beim verarbeitenden Gewerbe, das für etwa ein Viertel der deutschen Wirtschaftsleistung steht, keine Besserung abzeichnet. Die Industrieschwäche lässt auch erwarten, dass die konjunkturelle Dynamik im zweiten Quartal nachlässt. Dies gilt sowohl für Deutschland als auch für den Euroraum.In ihrem Eurozonen-Ausblick sagen das Münchener Ifo-Institut, das italienische Statistikamt Istat und die KOF Konjunkturforschungsstelle an der ETH Zürich ein Wachstum von 0,3 % für das zweite Vierteljahr auf Quartalsbasis voraus. Danach sei wieder mit einer leichten Beschleunigung auf 0,4 % zu rechnen. Im Startabschnitt war die Wirtschaft im gemeinsamen Währungsraum um 0,4 % gewachsen.