Inflation verdirbt Verbrauchern die Konsumlaune
Inflation verdirbt Verbrauchern die Laune
GfK-Konsumklima sinkt nach acht Anstiegen in Folge – Es wird wieder mehr gespart − Trübere Aussichten am Jobmarkt
ba Frankfurt
Die deutschen Verbraucher sind verunsichert – sie geben weniger aus und sparen wieder mehr. Vor allem die hohe Inflation verdirbt ihnen die Laune: Sie rechnen mit anhaltenden Reallohnverlusten und trauen auch der Konjunktur weniger zu. Das GfK-Konsumklima gibt daher im Juli erstmals seit acht Monaten wieder nach.
Die nach wie vor hohe Inflation verdirbt den deutschen Verbrauchern im Juni die Laune. Da sie mit Reallohneinbußen rechnen, sparen sie wieder mehr – und so prognostizieren die Nürnberger Marktforscher der GfK für Juli ein Konsumklima von −25,4 Punkten. Im Juni waren es noch revidiert −24,4 (zunächst: −24,2) Zähler. Angesichts der zunehmenden Verunsicherung gaben Konjunktur- und Einkommenserwartung der Verbraucher nach, wohingegen deren Anschaffungsneigung auf niedrigem Niveau stabil blieb.
„Nach acht Anstiegen in Folge muss das Konsumklima einen ersten Rückschlag hinnehmen“, kommentierte GfK-Konsumexperte Rolf Bürkl das Ergebnis der GfK-Konsumklimastudie für Juni. Als Ursache benannte er die gestiegene Sparneigung. Folglich würden auch die Einkommenserwartungen zurückgehen, und zwar um 2,4 auf −10,6 Punkte. Die Verbraucher würden davon ausgehen, dass sie in diesem Jahr wegen der anhaltend hohen Inflationsrate – aktuell sind es nach EU-harmonisierter Rechnung (HVPI) 6,3% – reale Einkommenseinbußen hinnehmen müssten, die voraussichtlich durch die tariflichen Lohn- und Gehaltssteigerungen nicht vollständig kompensiert werden könnten. Der private Konsum könne daher keinen positiven Wachstumsbeitrag leisten und werde in der realen Betrachtung niedriger sein als 2022, betonte Bürkl. Den sich in den vergangenen Monaten andeutenden Trend sinkender Teuerungsraten bezeichnete er als Lichtblick: „Zwar werden die Kaufkraftverluste dennoch bestehen bleiben, aber weniger gravierend sein als ursprünglich befürchtet.“
Sorgen wegen Heizungsgesetz
Die Konsumneigung ist denn auch nach wie vor schwach, der Indikator legte 1,5 auf −14,6 Punkte zu und liegt damit immer noch deutlich unter den Werten während der beiden pandemiebedingten Lockdown-Phasen im Frühjahr 2020 sowie Ende 2020/Anfang 2021. Die Verunsicherung der Verbraucher und die daraus resultierende Kaufzurückhaltung wird laut GfK aktuell von zwei Seiten getrieben: durch die anhaltend hohe Teuerung sowie die Diskussionen um das Heizungsgesetz. Wenn die Haushalte etwa für Lebensmittel deutlich mehr ausgeben müssten, bleibe weniger Geld für andere Anschaffungen. Zudem würden vor allem Immobilienbesitzer im Rahmen des neuen Heizungsgesetzes befürchten, dass durch notwendige energetische Sanierungsmaßnahmen erhebliche zusätzliche finanzielle Belastungen auf sie zukommen, wodurch ebenfalls Anschaffungen an anderer Stelle gebremst würden.
Die Verunsicherung der Verbraucher zeigt sich der GfK zufolge auch im gesunkenen Konjunkturoptimismus. Der Indikator fiel um 8,6 auf 3,7 Punkte. „Auf der einen Seite ist die anhaltend stabile Beschäftigungslage eine wichtige Stütze, auf der anderen Seite sorgt die restriktive Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) für Konjunktursorgen“, kommentieren die Nürnberger Konsumforscher den Zwiespalt: Zwar sei eine Normalisierung des Zinsniveaus auch vor dem Hintergrund der hohen Inflation wünschenswert und notwendig. Allerdings bestehe auch die Gefahr, dass mit einer zu starken Leitzinserhöhung in einem sehr kurzen Zeitraum die Investitionsneigung der Wirtschaft zu stark geschwächt werde und Deutschland in eine Rezession abrutschen könnte. In den aktuellen Sommerprognosen wie etwa von der Bundesbank, dem Ifo oder dem IfW Kiel wurden die Voraussagen für das laufende Jahr bereits drastisch heruntergeschraubt: Sie bewegen sich nun im Bereich zwischen −0,5% und −0,2%. Ende 2022 und Anfang 2023 war die hiesige Wirtschaft um 0,5% bzw. 0,3% geschrumpft und erfüllt mit diesen beiden Minusquartalen in Folge die Definition einer technischen Rezession. Mittlerweile befürchten Experten, dass sich diese noch länger hinziehen könnte.
Nur noch Durchschnitt
Ökonomen erwarten, dass mit der sinkenden Inflation auch die Kauflaune der privaten Haushalte zurückkehrt. Für Rückenwind dürfte dabei der robuste Arbeitsmarkt sorgen. Allerdings zeigt der Frühindikator des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), dass sich der zumeist bessere Arbeitsmarktausblick hierzulande mittlerweile auf das europäische Mittelmaß verschlechtert hat. Das IAB-Arbeitsmarktbarometer ist im Juni zum dritten Mal in Folge gesunken, und zwar um 0,7 auf 101,0 Punkte. Mit einem Wert über der neutralen Marke von 100 zeigt es für den deutschen Arbeitsmarkt insgesamt noch eine positive Entwicklung an: Die Arbeitsagenturen rechnen mit einer steigenden Beschäftigung, aber auch steigender Arbeitslosigkeit. Nachdem das europäische Barometer nach dem zweiten Rückgang in Folge − um 0,6 Punkte − nun bei 101,0 Punkten steht, liegen die Barometerwerte für Deutschland und Europa nun insgesamt auf demselben Stand. Der Ausblick bleibe aber positiv, hieß es beim IAB.