ALLES AUF GRÜN - KÖPFE DES JAHRES

Vereinfacher

bl - Er ist wieder da. Eigentlich war Matteo Salvini zwar nie weg. Nachdem er aber im August, gestärkt von einigen Mojitos, vom Adriastrand aus zum Sturm auf die Regierung geblasen und eine Bauchlandung erlebt hatte, war er im Zwischentief. Doch der...

Vereinfacher

bl – Er ist wieder da. Eigentlich war Matteo Salvini zwar nie weg. Nachdem er aber im August, gestärkt von einigen Mojitos, vom Adriastrand aus zum Sturm auf die Regierung geblasen und eine Bauchlandung erlebt hatte, war er im Zwischentief.Doch der Schock dauerte nicht lange. Denn die neue Regierung aus dem sozialdemokratischen PD, Salvinis Ex-Koalitionspartner 5 Sterne und der kleinen Linkspartei LeU zerstritt sich schnell. Das kann dem früheren Vizepremier und Lega-Chef Salvini nur recht sein. Unermüdlich tourt er durchs Land, macht Selfies mit Anhängern und hält seine Social-Media-Maschine – “la bestia” genannt – am Laufen.Selbst mit einem so sperrigen Thema wie dem Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM), das die meisten Italiener nach eigener Aussage gar nicht verstehen, treibt er die Regierung vor sich her. Doch Salvini bringt es auf eine einfache Botschaft: Es gefährde die Finanzhoheit der Italiener und zwinge sie unter Umständen, deutsche und französische Banken retten zu müssen. Salvini ist äußerst geschickt darin, Botschaften zu vereinfachen.Vier Monate nach dem Start ist die Regierung sturmreif. Sie ist mehr mit internen Grabenkämpfen beschäftigt als mit Politik. Bei Neuwahlen würde sie abgewählt. Salvini dagegen käme auf bis zu 34 %. Zusammen mit den neofaschistischen Fratelli d’Italia und der Berlusconi-Restpartei Forza Italia würde das für eine Mehrheit reichen.Doch noch muss sich der Sohn eines Managers und einer Hausfrau aus Mailand, der sein Geschichtsstudium abgebrochen und als Radioredakteur gearbeitet hat, gedulden. Noch hält die Angst vor Neuwahlen und vor Salvini die Regierung zusammen.Der Vater eines Sohnes und einer Tochter aus verschiedenen Beziehungen ist in diverse Bestechungsskandale verwickelt. Die steckt er aber lächelnd weg – frei nach dem Motto “Viel Feind, viel Ehr.” Seine Kritiker halten es für keinen Zufall, dass sich Salvini damit eines Spruchs bedient, der von Benito Mussolini häufig zitiert worden ist.Der Machtpolitiker teilt gern kräftig aus – gegen die Regierung, Europa, seinen Lieblingsfeind, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, und gegen “kriminelle Einwanderer”. Spätestens nach den Regionalwahlen in der traditionell roten Emilia-Romagna, die er gewinnen will, soll es so weit sein. Dann will er an die Macht. Doch manchmal verrechnet sich Salvini. So wie im vergangenen Sommer.