Ausstellungseröffnung

Vertrauen ist alles

Die Bundesbank zeigt im Frankfurter Geldmuseum in einer Sonderausstellung traditionelle Zahlungsmittel, Münzen, Scheine, Wertmarken und Notgeld – quer durch die Jahrhunderte und rund um den Globus.

Vertrauen ist alles

Von Alexandra Baude, Frankfurt

Noch ist die Wand ziemlich leer – und Johannes Beermann, Mitglied des Vorstands der Deutschen Bundesbank ziemlich gespannt darauf, wie voll sie wird. Und vor allem, wo die Besucher der Sonderausstellung „Geldmacher: Wer bestimmt, was Geld ist?“ ihre Aufkleber in Gold, Silber und Bronze platzieren. Gefragt wird, womit wir in Zukunft bezahlen: mit dem bislang immer noch favorisierten Bargeld, per Überweisung/Lastschrift, mit Regionalgeld/Wertmarken, mit „Karte“, mit digitalen Währungen wie Bitcoin & Co – oder kehren wir gar zurück zum Tausch? Diese Wand zeigt auch, wie sehr wir mit dem täglichen Zahlverhalten über die möglichen Zahlformen mitentscheiden. Die lange Zeit üblichen Schecks etwa sind hierzulande verschwunden.

Die Sonderausstellung, die vom 30. Juni bis 29. Mai 2022 im Geldmuseum der Bundesbank in Frankfurt zu sehen ist, beschäftigt sich mit dem, was quer durch die Jahrhunderte als Zahlungsmittel gebräuchlich war und wer dahintersteckte – also wer das Recht hatte, es in Umlauf zu bringen. „Denn Geld zu machen bedeutet Macht zu haben“, erklärte Beermann bei der Ausstellungseröffnung. Manchmal verlief es aber auch andersherum: Nicht anerkannte Staaten oder Herrscher nutzten die Ausgabe von Geld, um ihre Ansprüche anzumelden. Dann sollte aus Geld Macht folgen. Der rote Faden aber, der sich durch die Geschichte der Geldmacher hindurchzieht, bleibt: Ohne das Vertrauen derjenigen, die das Geld täglich nutzen sollen, funktioniert es nicht.

So vertrauten auch die Menschen im Euroraum beim täglichen Bezahlen auf die Werthaltigkeit des Euro, betonte Beermann. Da der materielle Wert von Münzen stark zurückgegangen ist und auch die Produktion von Banknoten nur einen Bruchteil ihres Nennwerts kostet, sei das Vertrauen in den Geldmacher und die Stabilität der Geldwirtschaft umso bedeutender. Symbolisch werde die Verantwortung, die die Notenbanken im Eurosystem übernehmen, von der Unterschrift von EZB-Präsidentin Christine Lagarde unterstrichen. So weist Beermann auch besonders auf die im Vergleich eher unscheinbare 5-Euro-Note in einer Vitrine hin. Kenner wissen, dass es die erste Banknote ist, die die Chefin der Europäischen Zentralbank (EZB) unterschrieben hat.

Ins Auge springen dem Besucher eher andere Exponate, die mit Ausnahme der Eintracht-Karte allesamt aus dem Bestand der Bundesbank stammen. Die große und schwere Eisenhacke etwa, die – auch wenn es anders aussieht – in Nigeria traditionelles Zahlungsmittel war. Zwei Ziegen dazu, und der Brautpreis war entrichtet. Französische Tüllenbeile, eine Zungensichel aus Mitteleuropa, mexikanisches Axtgeld, Teeziegel aus dem asiatischen Raum und Muschelketten sind ebenso zu sehen wie allerlei Gedenkmünzen, Bronze- und Silberbarren, Scheine, Notgeld, Ersatzwährungen, Wertmarken, Anlagemünzen sowie Sammlermünzen und -scheine. Eineinhalb Jahre hat es gedauert, die Schau zusammenzustellen. Ursprünglich hätte sie schon 2020 gezeigt werden sollen, doch sie musste wegen der Corona-Pandemie verschoben werden.

Die Ausstellung macht eindrücklich sichtbar, dass Geld je nach regionalen Begebenheiten und Konventionen unterschiedliche Formen angenommen hat – quer durch die Zeitgeschichte und rund um den Globus. Dabei lehre die Historie, dass sich die Gestalt von Geld nicht über Nacht wandle, sagte Beermann. Eine graduelle Erweiterung vollziehe sich im Einklang mit gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Umbrüchen.

Klar wird dabei auch, warum die sogenannten Krypto-Token wie Bitcoin weder Geld noch Währung sind: Zu ausgeprägt seien die Wertschwankungen und als Zahlungsmittel seien sie zu wenig verbreitet, erklärte Beermann. Mit Blick auf die aktuellen Projekte zahlreicher Notenbanken für ein digitales Zentralbankgeld betonte Beermann, dass das Zentralbankgeld von morgen „irgendwann neben einer physischen Seite auch eine digitale enthalten könnte“. Wäre ja auch schade, wenn keine Exponate für künftige Ausstellungen hinzukämen.