Verwirrung nach Chinas Außenhandelszahlen

Lage des Neujahrsfests verfälscht das Bild

Verwirrung nach Chinas Außenhandelszahlen

nh Schanghai – Inmitten des grassierenden Handelsstreits zwischen China und den USA stiften die jüngsten chinesischen Außenhandelsdaten für März einige Verwirrung: Chinas Exporte sind zuletzt unerwartet eingeknickt, während die Importe stark kletterten, was zu einem monatlichen Handelsdefizit führt. Über das erste Quartal hinweg zeigen sich Chinas Handelsüberschüsse insgesamt zwar deutlich verringert, ausgerechnet beim besonders im Fokus stehenden Warenverkehr mit den USA jedoch stieg der Saldo erneut kräftig um fast 20 %. Nach Angaben der Zollbehörde vom Freitag sind die chinesischen Exporte in Dollar gerechnet zuletzt um 2,7 % gegenüber Vorjahresmonat gesunken, was den Analystenprognosen völlig zuwiderläuft. Gleichzeitig stiegen die Importe in Dollar gerechnet mit einem Plus von 14,4 % kräftiger als erwartet an. Unter dem Strich führt dies im März zu einem Handelsdefizit in Höhe von knapp 5 Mrd. Dollar. Einen Minussaldo hatte es letztmalig im Februar 2017 gegeben. Saisonale Verzerrung Bei den Märzdaten spielen saisonale Effekte im Zusammenhang mit dem chinesischen Neujahrsfest, das wechselnd in den Februar oder Januar fallen kann, eine Rolle. Dennoch sind die Analysten, die den saisonalen Effekt in ihre Prognosen einzubeziehen versuchen, völlig auf dem falschen Fuß erwischt worden. Die Konsensschätzungen waren von einem Anstieg der Exporte um knapp 12 % ausgegangen. Im Februar wiederum, als es zu einem Ausreißerwert mit einem Anstieg der Ausfuhren um gut 44 % gekommen war, hatten die nur mit einem Plus von 11 % gerechnet. Einheitlicher wirken die Daten für das gesamte erste Quartal, die von einer weiterhin robusten Außenhandelsdynamik im Reich der Mitte zeugen. In den ersten drei Monaten kletterten die chinesischen Warenexporte um 14,1 %, während die Importe um 18,9 % anzogen. Dies führt zu einem Handelsüberschuss gegenüber dem Rest der Welt von 48,4 Mrd. Dollar, was eine deutliche Verringerung gegenüber dem Vorjahreswert für die Periode um fast 20 % bedeutet. Der weltweite Trend passt zwar zu den Beteuerungen Pekings, dass man kein Interesse an hohen Handelsüberschüssen habe und bemüht sei, die Importe nach China anzukurbeln, hilft aber kaum den Konflikt mit den USA zu entspannen. Im bilateralen Warenaustausch nämlich zogen Chinas Exporte Richtung USA im ersten Quartal um 14,8 % auf knapp 100 Mrd. Dollar an, während die Importe nach China um 8,9 % auf 41,7 Mrd. Dollar zulegten. Damit ergibt sich für die Periode ein gegenüber dem Vorjahreszeitraum nochmals um 19,4 % gestiegener chinesischer Handelsüberschuss von 58,2 Mrd. Dollar. Keine Hilfe im Konflikt Ökonomen gehen davon aus, dass sich dieser Trend auch im weiteren Jahresverlauf fortsetzt. Allerdings könnten seitens der USA angedrohte Strafzölle auf chinesische Waren im Wert von bis zu 150 Mrd. Dollar, und reziproke Gegenmaßnahmen Pekings für US-Einfuhren die Handelsströme schmälern. Im vergangenen Jahr war es nach der chinesischen Handelsstatistik zu einem rekordhohen Handelsüberschuss mit den USA von 276 Mrd. Dollar gekommen. Das mit einer unterschiedlichen Methodik arbeitende Zahlenwerk der US-Behörde läuft indes auf ein noch wesentlich höheres amerikanisches Handelsdefizit mit China von 375 Mrd. Dollar hinaus.