Villeroy de Galhau gegen baldigen EZB-Ausstieg

Frankreichs Notenbankchef verteidigt lockeren Kurs

Villeroy de Galhau gegen baldigen EZB-Ausstieg

ms Frankfurt – Im Streit über die ultralockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) hat sich Frankreichs Notenbankpräsident François Villeroy de Galhau gegen deutsche Forderungen nach einem baldigen Ende der Geldflut gestellt. “Zum gegenwärtigen Zeitpunkt lautet die Antwort klar Nein”, sagte das EZB-Ratsmitglied gestern beim SZ-Finanztag in Frankfurt zu der selbst gestellten Frage, ob jetzt die Zeit für ein Ende der lockeren Geldpolitik gekommen sei. Ohne den Anschub durch die Geldpolitik wäre der gewünschte Anstieg der Inflation in der Eurozone noch nicht selbsttragend oder dauerhaft.Wenngleich die ultralockere Geldpolitik weiter vonnöten sei, könne ihre Intensität allerdings angepasst werden, so Villeroy de Galhau. Genau deshalb habe der EZB-Rat auch im Dezember 2016 entschieden, die Wertpapierkäufe (Quantitative Easing, QE) zwar über März 2017 hinaus bis Dezember 2017 zu verlängern, das monatliche Kaufvolumen ab April aber von aktuell 80 Mrd. Euro auf 60 Mrd. Euro zu reduzieren.In den vergangenen Monaten hat in Deutschland die Diskussion über die EZB-Politik erneut an Schärfe zugenommen. Hintergrund ist die zum Jahreswechsel unerwartet stark gestiegene Inflation bei guter Konjunkturlage. Im Februar war die Teuerung auf 2,0 % geklettert, was sogar oberhalb des EZB-Ziels von unter, aber nahe 2,0 % liegt.Villeroy de Galhau, der ähnlich wie Bundesbankpräsident Jens Weidmann vielen als ein möglicher Kandidat für die Nachfolge von EZB-Präsident Mario Draghi im Jahr 2019 gilt, zeigte Verständnis für die deutsche Debatte über die EZB-Politik. Diese sei “völlig legitim”. Zugleich mahnte er aber: “Lasst uns versuchen, sie rational zu halten, und vermeiden, emotional zu werden.”Die Mehrheit im EZB-Rat will bislang nichts von einem baldigen Ende der ultralockeren Geldpolitik wissen. Sie sieht den jüngsten Inflationsanstieg als temporär an und verweist auf die vielen (geo-)politischen Risiken. Allerdings hatte EZB-Präsident Mario Draghi nach der Zinssitzung am 9. März einen etwas optimistischeren Ton angeschlagen. Das hatte Spekulationen über eine zumindest verbale Kehrtwende in den Sommermonaten befeuert. Debatte über ExitZusätzlich angeheizt worden waren solche Erwartungen durch Aussagen von Österreichs Notenbankchef Ewald Nowotny, dass die EZB möglicherweise auch den Einlagenzins von aktuell – 0,4 % schon vor dem Ende des QE-Programms anheben könnte. EZB-Chefvolkswirt Peter Praet hatte solche Diskussionen aber sogleich wieder eingedämmt.Weidmann hatte am Montag gesagt, man könne sich die Frage stellen, ob der EZB-Rat den Ausstieg nicht langsam in den Blick nehmen und seine Kommunikation etwas symmetrischer gestalten sollte – etwa durch ein Streichen der Option auf eine noch expansivere Geldpolitik.