Von der Leyen wird PrÀsidentin der EU-Kommission
ahe BrĂŒssel â Ursula von der Leyen ist vom Europaparlament zur Nachfolgerin von Jean-Claude Juncker an der Spitze der EU-Kommission gewĂ€hlt worden. Die Abstimmung fiel allerdings denkbar knapp aus: Die CDU-Politikerin erhielt 383 Stimmen â das waren nur neun Stimmen mehr als die benötigten 374. Von der Leyen ist nun die erste Deutsche seit mehr als einem halben Jahrhundert, welche die FĂŒhrung der BrĂŒsseler Behörde ĂŒbernehmen wird, die erste seit Walter Hallstein, dem ersten Vorsitzenden der damaligen Kommission der EuropĂ€ischen Wirtschaftsgemeinschaft. Sie soll ihr Amt Anfang November antreten, so denn bis dahin ihr neues Kommissionsteam schon steht.Mit einer engagierten Rede hatte die bisherige Bundesverteidigungsministerin die Abgeordneten in StraĂburg vor der Wahl um UnterstĂŒtzung gebeten. Sie forderte die Einigung und StĂ€rkung Europas und kĂŒndigte an, wer dieses Europa schwĂ€chen, spalten oder ihm seine Werte nehmen wolle, der finde in ihr âeine erbitterte Gegnerinâ. Den globalen Herausforderungen mĂŒsse die EU âmit einem europĂ€ischen Wegâ begegnen: âWir wollen Multilateralismus. Wir wollen fairen Handel. Wir verteidigen die regelbasierte Ordnung, weil wir wissen, dass dies fĂŒr uns alle besser ist.âVor allem in der Klimapolitik will von der Leyen umsteuern und versprach, einen âGreen Deal fĂŒr Europaâ schon in den ersten 100 Tagen im neuen Amt in die Wege zu leiten. Dieser soll in der gesamten nĂ€chsten Dekade Investitionen von 1 Bill. Euro freisetzen. Sie kĂŒndigte an, die CO2-Emissionen bis 2030 stĂ€rker zu senken als bislang geplant, einen neuen Anlauf fĂŒr eine gemeinsame Migrations- und Asylpolitik zu unternehmen, sich fĂŒr eine Rahmengesetzgebung fĂŒr Mindestlöhne in der gesamten EU sowie fĂŒr eine europĂ€ische ArbeitslosenrĂŒckversicherung einzusetzen.GrĂŒne, Linke und Rechtsnationale zeigten sich trotzdem nicht ĂŒberzeugt und kĂŒndigten unmittelbar nach der Rede an, von der Leyen nicht mitzutragen. Neben der EuropĂ€ischen Volkspartei (EVP) ĂŒberzeugte die CDU-Politikerin aber nicht nur die Liberalen, sondern im Endeffekt auch die Sozialdemokraten â die damit wohl das ZĂŒnglein an der Waage waren. Fraktionschefin Iratxe GarcĂa erklĂ€rte kurz vor der Wahl, von der Leyen habe in den vergangenen Tagen sozialdemokratische Kernforderungen mit konkreten GesetzgebungsvorschlĂ€gen aufgegriffen. Die deutschen SPD-Abgeordneten, die zuletzt massiv gegen von der Leyen ins Feld gezogen waren, bestĂ€tigten nach der Abstimmung noch einmal, dass sie von der Leyen nicht ihre Stimme gegeben hĂ€tten.Aus der deutschen Industrie und Finanzwirtschaft kamen bereits gestern Abend zahlreiche Gratulationen und erste Forderungen. Wichtig sei nun, dass die neue KommissionsprĂ€sidentin, das EuropĂ€ische Parlament und der Rat schnell zu einer konstruktiven Zusammenarbeit fĂ€nden, erklĂ€rte Hans-Walter Peters, PrĂ€sident des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB). Iris Bethge, HauptgeschĂ€ftsfĂŒhrerin des Bundesverbandes Ăffentlicher Banken Deutschlands (VĂB), bezeichnete von der Leyen als ârichtige PrĂ€sidentin der Kommission fĂŒr ein starkes Europaâ. â Schwerpunkt Seite 5 Personen Seite 12