NACHLESE VON DER IWF-JAHRESTAGUNG

Von Mittelmäßigkeit, Blasen und Währungen

Beobachtungen zu den Treffen in Washington

Von Mittelmäßigkeit, Blasen und Währungen

Von Mark Schrörs, zzt. WashingtonDie Finanzminister und Notenbankchefs aus aller Welt haben am Wochenende in Washington beraten und diskutiert – mal in kleineren Kreisen wie G 7 oder G 20, mal in großem Rahmen wie beim Internationalen Währungsfonds (IWF). Einige Ergebnisse und Beobachtungen:Weltwirtschaft: Der IWF hatte vor der Tagung seine Prognosen für das globale Wachstum erneut reduziert: für 2015 etwa von 4 auf 3,8 %. Mehr als diese Revision schlug auch an den Märkten aber ein, dass er vor einer “neuen Mittelmäßigkeit” (“new mediocre”) warnte. Darüber waren nicht alle glücklich. “Es gibt keinen Grund, die Weltwirtschaft in irgendeine Krise zu reden”, sagte Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble. Alle zeigten sich aber am Ende einig, ein stärkeres Wachstum anzustreben. Der Fokus liegt nun stärker auf Strukturreformen, um das Potenzialwachstum zu erhöhen – nicht zuletzt zur Freude Deutschlands. Sorgen bereitet vor allem – erneut – die Lage in Euroland.Finanzstabilität: Keine Frage, die Angst vor neuen Vermögenspreisblasen und Finanzexzessen hat zugenommen – nicht zuletzt als Folge der ultralockeren Geldpolitik. Der Ausweg ist weniger klar, wie sich auch an gegensätzlichen Worten aus dem IWF zeigt: Einerseits raten die Volkswirte des Fonds zu expansiver Geldpolitik, um die Erholung zu stützen, andererseits sorgen sich die Kapitalmarktexperten um deren Folgen. Auch die Notenbanker sind in der Frage nicht einig. Fed-Vertreter signalisierten, dass sich die Zinswende in den USA wegen der mauen Weltwirtschaft verzögern könnte.Wechselkurse: Offiziell spielten Dollar, Euro & Co. keine Rolle. Trotzdem waberte das Thema durch Washington. In den USA wächst die Sorge um den erstarkenden Dollar, der vor allem zum Euro aufwertet – auch als Folge der Politik der Europäischen Zentralbank. Einige Beobachter warnen vor einem “Währungskrieg”.IWF-Reform: Die Reform, die den Schwellenländern mehr Mitsprache sichern soll, stand bei der Tagung nicht auf der Agenda. Die USA haben bis Jahresende Zeit, sie endlich umzusetzen. Dass es so kommt, bezweifeln viele Beobachter. Über einen “Plan B” wird nachgedacht, aber nicht gesprochen. Dem IWF droht weiterer Akzeptanzverlust bei China & Co.