WERTBERICHTIGT

Vorbilder sehen anders aus

Börsen-Zeitung, 30.1.2015 Mark Carney hat sich die Gelegenheit nicht nehmen lassen, den Politikern der Eurozone bei seinem Besuch in Irland die Leviten zu lesen. Die Europäer hätten keinen Plan, seien zu zögerlich. Deutschland müsse akzeptieren,...

Vorbilder sehen anders aus

Mark Carney hat sich die Gelegenheit nicht nehmen lassen, den Politikern der Eurozone bei seinem Besuch in Irland die Leviten zu lesen. Die Europäer hätten keinen Plan, seien zu zögerlich. Deutschland müsse akzeptieren, dass Transferzahlungen an ärmere Mitgliedsländer letztlich im eigenen Interesse seien, sagte der Gouverneur der Bank of England. Eine Währungsunion, deren Mitglieder nicht auch gemeinsam über Steuern und öffentliche Ausgaben entschieden, funktioniere nicht. Neu war die Dringlichkeit, mit der das vorgetragen wurde. Der Grund dafür dürfte die Angst Carneys sein, dass Turbulenzen in der Eurozone den Vorwahlboom in Großbritannien schnell abwürgen könnten. Die Bank of England hat nach sechs Jahren Notstandsgeldpolitik ihr Pulver verschossen. Sie sitzt bereits auf einem riesigen Anleihenberg. Quantitative Easing trug zwar 2009/10 dazu bei, den Absturz zu vermeiden, aber nun findet Carney den Ausgang nicht. Vorbilder sehen anders aus. Immerhin verzichtete er in Dublin auf verwirrende Aussagen zur künftigen Richtung seiner Geldpolitik.hip