ENTSPANNUNG IM HANDELSSTREIT

Vorsichtiges Aufatmen in Industrie

"Wir können nur hoffen, dass sich Trump an seine Grundsatzzusagen hält"

Vorsichtiges Aufatmen in Industrie

Von Ulli Gericke, BerlinVorsichtiges Aufatmen war in der deutschen Industrie nach dem Treffen von EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker und US-Präsident Donald Trump angesagt. Die in Aussicht gestellten Lösungen “gehen in die richtige Richtung, aber eine gehörige Portion Skepsis bleibt”, urteilte Eric Schweitzer, Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) – “von Verhandlungen auf Augenhöhe sind wir noch entfernt”. Es liege vornehmlich an den USA, wieder eine Vertrauensbasis aufzubauen und die “illegalen Zollerhöhungen” zurückzunehmen. Das Treffen habe immerhin gezeigt, dass Europa sich nicht auseinanderdividieren lasse.Bernhard Mattes, Chef des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), wertete die erzielten Vereinbarungen als “Signal der Deeskalation”. Nach den Entwicklungen der vergangenen Wochen sei dies ein großer Schritt nach vorn. Damit bestehe eine reale Chance, zusätzliche Zölle oder gar einen Handelskrieg zwischen den USA und der EU zu verhindern. Nun gelte es, die Verständigung mit Leben zu füllen und rasch Verhandlungen aufzunehmen. Die Vereinigten Staaten seien für die deutschen Hersteller und Zulieferer ein strategisch wichtiger Markt und Produktionsstandort, wo fast 120 000 Beschäftigte in gut 300 Werken jährlich über 800 000 Autos zusammenschrauben. Gut jedes zweite Auto, das sie dort produzieren, wird nach Europa, Asien oder in den Rest der Welt exportiert. Daher sei es umso wichtiger, dass der Zollstreit auch gegenüber China oder Mexiko und Kanada beigelegt wird.”Wenn die weitere Entwicklung dem folgen wird, was heute Morgen in dieser kurz anberaumten Pressekonferenz erläutert wurde, dann ist das ohne Zweifel eine sehr erfreuliche Nachricht”, fügte Daimler-Chef Dieter Zetsche an. “Jetzt müssen Taten folgen”Die “Zollspirale” im transatlantischen Handel scheint nach den Gesprächen vorerst gestoppt zu sein, sagte Dieter Kempf, der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) – “jetzt müssen den Worten aber auch Taten folgen”. Es sei gut, dass für die Zölle auf Stahl und Aluminium eine Lösung gefunden werden soll. “Wir interpretieren die Aussagen in der Pressekonferenz, dass dies auch für Autozölle gilt.” Die EU sollte weiterhin deutlich machen, dass Importbeschränkungen unter dem Deckmantel der nationalen Sicherheit nicht nachzuvollziehen seien. Dass auch über nichttarifäre Handelshemmnisse verhandelt werden soll, sei ermutigend.Hans Jürgen Kerkhoff, Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl, nannte es eine gute Nachricht, dass es vorerst keine US-Zölle im Automobilbereich geben wird. Diese hätten die Stahlindustrie zusätzlich getroffen, nachdem bereits Anfang Juni Strafzölle von 25 % auf alle Stahlimporte verhängt wurden. Zudem sei es eine wichtige Botschaft, dass auch die US-Zölle gegen Stahlimporte aus der EU neu diskutiert werden sollen. Für eine Entwarnung sei es aber noch zu früh.Thilo Brodtmann, der Hauptgeschäftsführer des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau, sagte, das Ergebnis der Gespräche entspreche “unseren Wunschvorstellungen”. “Wir können nur hoffen, dass sich US-Präsident Trump an seine Grundsatzzusagen hält.” Aus den Absichtserklärungen müssten rasch konkrete Vorschläge werden.Von einem “Waffenstillstand”, der erreicht worden sei, sprachen die Volkswirte der Bank M.M.Warburg. Neue Zölle seien vorerst vom Tisch, was für alle Länder, aber besonders für das exportstarke Deutschland, eine sehr gute Nachricht sei: “Vielleicht die beste seit langer Zeit.”