Waffengesetze überschatten Bernankes Blamage
Die US-Notenbank Fed hat die Gefahr der Krise am US-Immobilienmarkt lange unterschätzt. Das ist zwar nicht neu. Detaillierte Protokolle der Sitzungen aus dem Jahr 2007 bringen nun aber einige der handelnden Personen in Bedrängnis. Noch-Finanzminister Timothy Geithner und vor allem Fed-Chef Ben Bernanke haben die Gefahren offenbar grob falsch eingeschätzt – ausgerechnet die beiden Männer, die in den vergangenen Jahren dafür verantwortlich waren, die Erholung nach der Krise anzukurbeln.Eine positive Ausnahme im Offenmarktausschuss der Fed war derweil Vize-Chairman Janet Yellen, die damals die Federal Reserve Bank in San Francisco führte und heute als Favoritin für die Bernanke-Nachfolge gilt. Immer wieder warnte die Ex-Beraterin von US-Präsident Bill Clinton vor den Auswirkungen der Immobilienkrise auf die Wirtschaft und forderte aggressive Maßnahmen. Eric Rosengren, Präsident der Bostoner Fed, sorgte sich ebenfalls um den Interbankenmarkt und den rapiden Vertrauensverlust bei den Investoren.Geithner, der damals noch als Chef der New Yorker Federal Reserve Bank an den Board-Sitzungen teilnahm, plädierte lange für Zurückhaltung. Der Markt für Subprime-Immobilien sei doch letztlich nur ein kleiner Teil des Häusermarktes mit entsprechend geringen Auswirkungen auf den Gesamtmarkt. Dabei begannen die US-Häuserpreise bereits im März 2007 auf breiter Front zu fallen. Die Fed reagierte erst im September und senkte ihr Zinsziel um einen halben Prozentpunkt auf 4,75 %. Bis dahin waren die Häuserpreise schon um knapp 5 % gesunken und die Krise war in vollem Gange. Viele Banken hatten ihren Kunden 100-Prozent-Finanzierungen ermöglicht und die Hypothekenkredite dann in Wertpapieren (Mortgage Backed Securities, MBS) gebündelt weitergereicht. Die Hausbesitzer waren nach dem Preisverfall oftmals sofort überschuldet und die Hypothekenpapiere damit toxisch. Während Bernanke praktisch das ganze Jahr über auf der Bremse stand, wechselte Geithner Ende 2007 die Seiten und forderte eine deutlich stärkere Zinssenkung, als sie die Fed dann beschloss. Damit kann dem scheidenden Finanzminister zumindest ein gemischtes Zeugnis ausgestellt werden.Bernanke steht dagegen da wie ein Mann, der den Wald vor lauter Bäumen nicht sah. Noch im August 2007 argumentierte er intern, dass sich der Kreditmarkt wahrscheinlich stabilisieren werde, da nur der Hypothekenmarkt betroffen sei. Im Juni hatte er zudem lediglich darauf hingewiesen, dass es eventuell noch zu früh sei, einen “Sieg” im Kampf gegen die US-Immobilienkrise zu erklären. Zu diesem Zeitpunkt hatte der ehemalige Hedgefonds-Manager und Chef der Federal Reserve Bank in Dallas, Richard Fisher, längst vor den “enormen Risiken” im Markt gewarnt. *Während sich die US-Wirtschaftsmedien ausgiebig mit der Notenbank-Reaktion auf die sich anbahnende Finanzkrise auseinandersetzen, werden die New Yorker Bürger von ganz anderen Themen umgetrieben. Mehr als 118 000 Menschen haben jüngst eine Petition unterschrieben, die eine Annullierung der neuen Waffengesetze fordert und die Gouverneur Andrew Cuomo nach dem Amoklauf an der Sandy-Hook-Grundschule in Newtown (Connecticut) unterzeichnet hatte. Die verschärften Waffengesetze im Bundesstaat New York sehen unter anderem vor, dass Besitzer bestimmter Sturmgewehre ihre Waffen registrieren müssen – selbst wenn diese bereits vor Jahren gekauft wurden.Viele New Yorker Waffeneigentümer haben sich bislang allerdings noch nicht wegen ihrer Sturmgewehre gemeldet. Die meisten von ihnen üben sich erst einmal in zivilem Ungehorsam. Allerdings können sie sich auch Zeit lassen. Offiziell sollen alle Gewehre erst bis zum 15. April 2014 beim Staat registriert sein. “Ich glaube, ich kenne niemanden, der seine Waffen registrieren wird”, sagte Sicherheitstrainer George Rogero jüngst der “New York Times”. Dafür dürfte er einige Waffenbesitzer kennen, die für eine Amtsenthebung Cuomos sind. Auf Demonstrationen mit tausenden Teilnehmern wird dieser auf Plakaten bereits als Tyrann beschimpft.