Warnung vor deutschem Austritt aus dem Euro
bl Stuttgart – Trotz aller Kritikpunkte im Detail waren die koordinierten Rettungsaktionen der Euro-Staaten in der Euro-Schuldenkrise richtig. In dieser Einschätzung waren sich die Teilnehmer einer Diskussionsrunde über Herausforderungen der Staatsschuldenkrise in Deutschland und Europa für Politik und Wirtschaft im Rahmen des 7. Finanzplatzgipfels in Stuttgart einig.Allerdings sahen alle Beteiligten erhebliche Risiken. Clemens Fuest, Präsident des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), sprach von einer “Dreifachfalle” aus Banken- und Schuldenkrise sowie einer Krise der Wettbewerbsfähigkeit, in der die Bekämpfung eines Problems die anderen beiden verschärfe. Jörg Tremmel, Juniorprofessor für Generationengerechte Politik an der Universität Tübingen, begrüßte die Schuldenbremse, weil sie der systemimmanenten Neigung der Politik zu immer höheren Schulden entgegenwirke.Fuest sieht die Idee, dass der Euro Europa zusammenführt, widerlegt. Er schließt weder ein gigantisches Inflationsrisiko noch ein Kippen der Situation und einen Verlust des Vertrauens auch in Deutschland aus, was unabsehbare Folgen hätte. Alle Diskussionsteilnehmer warnten vor einem Euro-Austritt Deutschlands, der dramatische Auswirkungen auf die Exportwirtschaft, aber auch Banken und Sparvermögen in Deutschland hätte und laut Fuest vor allem “unabsehbare politische Folgen” für das in Europa am Pranger stehende Deutschland nach sich zöge. Unter der Leitung von “Handelsblatt”-Chefredakteur Hans-Jürgen Jakobs forderten die Diskutanten, dass die Politik quasi unbegrenzter Kredite und Bürgschaften an Krisenstaaten aufhören, die Europäische Zentralbank “rechtzeitig den Schalter umlegen muss”, wie Baden-Württembergs Wirtschafts- und Finanzminister Nils Schmid sagte. Der deutsche Steuerzahler könne nicht auf Dauer die Exporte deutsche Güter finanzieren, so Fuest. Ein Schuldenerlass auf einen Schlag hätte aber nicht kalkulierbare Auswirkungen und sei abzulehnen, so die Diskussionsteilnehmer.